Seit dem Tod von Jina Mahsa Amini ist ein halbes Jahr vergangen. Die Wut auf das iranische Regime wächst, sagt die deutsch-iranische Journalistin und Autorin Gilda Sahebi – auch wegen der Vergiftungen von Mädchen in Schulen.

Ihr gewaltsamer Tod am 16. September 2022 hat zu landesweiten Protesten im Iran geführt: Jina Mahsa Amini ist von der Sittenpolizei wegen eines Verstoßes gegen die Bekleidungsvorschriften festgenommen und laut Berichten aufgrund von Zeugenaussagen in Gewahrsam misshandelt worden. Wenig später verstarb sie in einem Krankenhaus.

Misshandelt und geschlagen

Der Hergang und die Anwendung körperlicher Gewalt sind von verschiedenen Augenzeugen geschildert worden, darauf weist die deutsch-iranische Journalistin und Autorin Gilda Sahebi hin.

"Zeug*innen haben bestätigt, dass Jina Amini von der Polizei misshandelt und geschlagen wurde und an den Folgen gestorben ist."
Gilda Sahebi, deutsch-iranische Journalistin und Autorin

Damit sei auch klar, dass die von der Polizei offiziell angeführte Todesursache Herzversagen eine Lüge sei, sagt Gilda Sahebi. Die Mechanismen des Regimes sind für sie klar: Gewaltausübung, Druck auf Protestierende und Familienangehörige und das Verstecken von Beweisen.

Große Wut und Angst gleichermaßen

Zu diesen Mechanismen gehöre auch das Vergiften Hunderter Schülerinnen, um Angst und Schrecken zu verbreiten. Sie nimmt wahr, dass in der Bevölkerung große Wut und Angst zugleich verbreitet sind.

"Für die Menschen im Iran, mit denen ich spreche, ist es sehr klar, dass das Regime hinter diesen Angriffen steckt."
Gilda Sahebi, deutsch-iranische Journalistin und Autorin

Zur Herrschaftspraxis des Regimes gehöre auch alles, was mit Tradition zu tun hat und vor der iranischen Revolution 1979 passiert sei, auszulöschen. Dazu gehört auch das Feiern des Tschahar Schanbe Suri, des Feuerfestes zum iranischen Neujahrstag.

Nach Angaben des Nationalen Widerstandsrats im Iran haben die Regimekräfte bis Ende Januar 2023 bei Protesten in mindestens 282 Städten insgesamt mehr als 750 Menschen getötet und mehrere Zehntausende inhaftiert (Stand 15.03.2022).

Gilda Sahebi, Journalistin und Autorin im Januar 2020
© picture alliance | Robert B. Fishman
Gilda Sahebi, deutsch-iranische Journalistin und Autorin

Unser Bild oben zeigt Menschen in Teheran, am 14. März 2023 beim Feiern des iranischen Neujahrsfests.

Shownotes
Proteste im Iran
Gilda Sahebi: Wut auf das iranische Regime wächst
vom 16. März 2023
Moderation: 
Diane Hielscher
Gesprächspartnerin: 
Gilda Sahebi, deutsch-iranische Journalistin und Autorin