Für knapp 200 Euro können wir im Netz ein Fahrrad kaufen. Oft ist das dann aber so schlecht verarbeitet und aus billigen Bestandteilen zusammengebastelt, dass Fahrradwerkstätten es ablehnen, solche Räder zu reparieren.

Billigräder werden in industriellen Massenproduktionen gefertigt. Bei Marken, bei denen der Preis über der Qualität steht, ist oft der Lack zu dünn, die Reifen verschließen schnell und haften weniger gut, die Griffe enthalten oft Gummi mit ungesunden Weichmachern, die Bremsen können schlecht eingestellt sein und die Speichen locker.

Die Geschäfte, die Deutschlandfunk-Nova-Reporter Moritz Metz besucht hat, schließen es zwar nicht kategorisch aus, günstige Räder aus dem Netz, Baumarkt oder Supermarkt wieder fit zu machen. In einigen Fällen schicken sie die Fahrradbesitzer allerdings tatsächlich wieder weg. Wenn sie auf den ersten Blick erkennen, dass die Qualität des Rades so schlecht ist, dass eine Reparatur auch nichts daran ändern würde, fangen sie er gar nicht damit daran herumzuschrauben.

"Es gibt Räder, die wir ablehnen, weil wir merken, da lohnt sich die Reparatur nicht. Und wir sehen das an den Fahrrädern meistens schon an und sagen dann: pass auf, das Schrauben lohnt sich nicht, die Substanz des Fahrrades ist so schlecht, dass wir keine erheblichen Verbesserungen erzeugen können durch eine Reparatur."
Jan Ungerer, Fahrradgeschäft "Radspannerei"

Reparaturen an Billigräder lohnen sich meist weder für den Besitzer noch für die Werkstatt: Wenn ein Fahrradladen einen Auftrag annimmt, muss er gewährleisten, dass die Instandsetzung hält. Wenn das Material zu weich ist, oder die verwendeten Muttern und Schrauben minderwertig sind, ist es für eine Werkstatt eher ein Risiko, solch ein Rad auszubessern.

Der Blogger Daniel Schneider hat auf seinem Blog Knetfeder.de einen Langzeittest gemacht: Er hat sich ein günstiges Rad für knapp 100 Euro gekauft und ist damit gefahren. Sein Fazit: Nach drei Jahren waren über ein Dutzend Teile kaputt, bis hin zu ganzen Laufrädern. Daniel Schneider schreibt, dass er 150 Euro in Ersatzteile investieren musste, also 50 Prozent mehr als den Kaufpreis des Rades. Die Empfehlung des Bloggers: Sich für die 250 Euro direkt ein gutes gebrauchtes Fahrrad kaufen.

Darauf sollten wir beim Kauf eines Rades achten

Moritz Metz empfiehlt:

  • Zuerst einen Laden aufsuchen, der gut berät (zum Beispiel bei der richtigen Rahmengröße)
  • Bei einem Rad, das noch fertig montiert werden muss, sollten wir die Montage und Prüfung in einem Fahrradgeschäft machen lassen (dabei kann dann auch die Verarbeitungsqualität gecheckt werden)

Garantie beim Kauf eines neuen Rades

Es gibt eine gesetzliche Gewährleistung, wenn innerhalb der ersten sechs Monate nach dem Kauf ein Mangel an dem Fahrrad auftritt. Dann kann man vom Verkäufer eine Reparatur fordern oder es umtauschen. Bei den Internet- oder Supermarkt-Billigrädern umgehen die Anbieter das teilweise mit einem Trick, indem sie das Fahrrad nur zu 85 Prozent fertig montieren, bevor sie es verkaufen. Der Käufer muss zum Beispiel selbst Lenker, Pedale und Vorderrad festschrauben.
Wenn dabei etwas schief läuft oder kaputt geht, muss der Verkäufer in vielen Fällen nicht die Verantwortung tragen.

Lieber ein gebrauchtes Rad kaufen

Wer sich ein gebrauchtes Rad kauft, sollte darauf achten, dass es nicht gestohlen ist, sagt Moritz Metz. Und: Es ist wichtig, darauf zu achten, dass Verschleißteile, die nur von einer Werkstatt repariert werden können, noch gut sind oder bereits instand gesetzt wurden. Das gilt zum Beispiel für das Tretlager, das Steuerlager, einen Verzug oder einen Rahmenbruch. Vieles andere kann man auch gut selbst ausbessern, wie zum Beispiel die Fahrradbremse.

    Shownotes
    Schlechte Bauteile
    Fahrradwerkstätten schrauben ungern an Billigrädern rum
    vom 28. Juni 2019
    Moderatorin: 
    Steffi Orbach
    Gesprächspartner: 
    Moritz Metz, Deutschlandfunk-Nova-Reporter