Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt Pflegekräften, 30 Sekunden lang die Hände zu desinfizieren. Schweizer Forscher haben nachgewiesen, dass auch 15 Sekunden ausreichen. Das kann sogar effektiver sein: Weil dann mehr Leute bereit sind, es überhaupt zu tun.
Oft ist weniger mehr. Das gilt wohl auch, wenn wir unsere Hände desinfizieren. Ein wichtiges Thema, vor allem in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Eine Schweizer Forscherin an der Baseler Uniklinik hat untersucht, wie lange Pfleger und Ärzte ihre Hände desinfizieren sollten, damit sie tatsächlich ausreichend sauber sind.
Sie hat zwei Versuche durchgeführt, in denen Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich ihre Hände einmal so desinfizieren sollten, wie es die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vorschreibt, also in sechs Schritten und 30 Sekunden lang. Dann sollten sie die gleiche Prozedur in 15 Sekunden schaffen. Das Ergebnis: In 15 Sekunden wurden mindestens genauso viele Keime abgetötet. Dabei war dann auch egal, ob die sechs Schritte befolgt wurden oder nur drei, die die Forschenden vorgegeben hatten.
Zuhause einfach richtig waschen, statt zu desinfizieren
Für Zuhause empfiehlt die Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung die Hände nur zu desinfizieren, wenn wir jemanden pflegen, der krank ist. Ansonsten reicht es, sich die Hände gründlich mit Seife zu waschen. Dafür gibt es sogar eine genaue Technik. Wer die einzelnen Schritte befolgt, kann davon ausgehen, dass seine Hände wirklich sauber sind.
Händewaschen mit Anleitung
- Hände nass machen, genug Seife nehmen
- Die Handflächen einseifen
- Danach Finger spreizen, und aneinander reiben (einmal ist die rechte Hand vorne, einmal die Linke, dadurch wird keine Stelle ausgelassen
- Dann mit den gespreizten Fingern noch mal über die Handflächen reiben
- Als nächstes kommen die Außenseiten der Finger dran (Die Finger biegen und dann beide Hände ineinander verhaken)
- Dann wieder schön reiben
- Die Daumen nicht vergessen
- Zum Schluss noch mal die Fingerspitzen über die Handfläche reiben
Für die Dauer empfehlen die Experten zweimal das Lied "Happy Birthday" zu singen.
Kurzversion für Ungeduldige
Die Forschenden aus Basel haben dazu noch eine Kurzversion entwickelt: Dabei müssen nur die Handflächen eingerieben werden, dann die Daumen einseifen und die Fingerkuppen noch mal auf der Handfläche reiben. Da und zwischen den Fingern sitzen die meisten Bakterien.
Vor allem ein Argument hat die Forscher überzeugt, dass schnelles Händewaschen der Langversion vorzuziehen ist: Wenn wir schnell fertig sind, ist es wahrscheinlicher, dass wir überhaupt Wasser und Seife an unsere Finger lassen. Die Ergebnisse der Forscher wurden auf dem European Congress of Clinical Microbiology vorgestellt. Eine erste Studie erschien im Fachmagazin Science.
"In England sind Forschende schon mehrfach zum Schluss gekommen, dass die modernen Handtrockner, wo wir unsere Hände reinhalten, um sie in zehn Sekunden zu trocknen, ziemliche Keimschleudern sind."
Nach dem Waschen trocknen, aber wie?
Bleibt die Frage, wie es nach dem Händewaschen weitergeht. Regel Nummer eins: Auf jeden Fall abtrocknen, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anne Tepper. Wenn es um die Hygiene geht, dann am besten mit Einweg-Papierhandtüchern, also zumindest in öffentlichen Toiletten. Handtrockner sind möglicherweise nicht so eine gute Alternative. Das haben mehrere Studien aus Großbritannien herausgefunden. Forschende sind mehrfach zu dem Schluss gekommen, dass moderne Handtrockner, unter oder zwischen die wir unsere Hände halten, um sie innerhalb von zehn Sekunden zu trocken, richtige Keimschleudern sind.
Ein Hersteller von elektrischen Handtrocknern hat allerdings eine Studie beauftragt, die das Gegenteil gezeigt hat. Es gibt also verschiedene Ergebnisse, wobei die Studie des Herstellers möglicherweise interessensgeleitet sein könnte, gibt Anne Tepper zu bedenken.
Eines ist in jedem Fall klar: Welche Utensilien ihr auch immer benutzt - seht zu, dass ihre eure Hände nach dem Waschen trocknet. Denn nasse Hände übertragen mehr Bakterien, als trockene.