Sie hängen in rund 1000 Städten in insgesamt 192 Ländern der Erde: Überwachungskameras der chinesischen Firma Hikvision. Die USA will sie auf die Sanktionsliste setzen.
Die totale Überwachung der eigenen Bevölkerung wird in China immer konkreter. Eine große Rolle dabei spielt die Firma Hikvision – einer der größten Hersteller von Überwachungskameras, die auf der ganzen Welt zum Einsatz kommen.
Hikvision wurde 2001 gegründet und ist mehrheitlich im Staatsbesitz. Durch Überwachungsprogramme wie Skynet oder Sharp Eye, die das Ziel verfolgen, Kameras praktisch auf jeder Straße zu platzieren, wurde Hikvision zu einem wichtigen Partner der chinesischen Regierung.
Auch in Deutschland Kameras von Hikvision
Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 stieg das Sicherheitsbedürfnis weltweit. Das Unternehmen expandierte in den Westen. Inzwischen verkauft Hikvision von Überwachungskameras bis zur nötigen Software praktisch alles. Laut dem Magazin "Technology Review" macht Hikvision heute knapp zwölf Milliarden Euro Umsatz, ein Viertel davon in Ländern außerhalb Chinas.
"Die meisten Hikvision-Kameras außerhalb Chinas gibt es in den USA und in Vietnam. Aber auch in europäischen Städten hängen viele."
Hikvison-Netzwerke – also Systeme mit mehreren Kameras, die am Internet hängen – gibt es aktuell mindestens 4,8 Millionen in 191 Ländern außerhalb Chinas. Das hat die Industrieforschungsgruppe Top 10 VPN mit einer Suchmaschine für IP-Adressen herausgefunden. Die meisten Netzwerke außerhalb Chinas gibt es in den USA und in Vietnam.
Auch in Deutschland kommen diese Kameras zum Einsatz – bei Geschwindigkeitsmessung und Objektüberwachung im Außenbereich. Und die Stadt Frankfurt und die Frankfurter Verkehrsbetriebe setzen seit 2018 Kameras von Hikvision zur Überwachung ein.
Hikvision drohen US-Sanktionen
Die USA planen, Hikvision auf ihre schärfste Sanktionsliste zu setzen, auf die für "Specially Designated Nationals and Blocked Persons" (SDN). Darauf stehen auch Länder wie der Iran oder Nordkorea. Der offizielle Grund ist, dass Hikvison daran mittwirkt, eine Million Uiguren in der chinesischen Region Xinjiang zu unterdrücken, indem es die chinesische Regierung mit Überwachungskameras beliefert.
Laut dem Magazin "Technology Review" hat das Unternehmen dafür Regierungsverträge in Höhe von mindestens 275 Millionen US-Dollar an Land gezogen. Dafür hat Hikvison die Überwachung der Region aufgebaut – unter anderem auch mit KI-Kameras, die darauf trainiert sind, die physischen Gesichtsmerkmale der uigurischen Minderheit zu erkennen.
Angst vor Spionage
Die Uiguren sind der offizielle Grund für die angedrohten Sanktionen. US-Sicherheitsbeamte befürchten aber zusätzlich, dass Hikvision-Kameras auf der ganzen Welt auch für Spionagezwecke eingesetzt werden könnten.
Die Ängste und Argumentationen sind ähnlich wie vor drei Jahren bei der Diskussion um den 5G-Netzwerkausbau und den chinesischen Hersteller Huawei.
Die Folgen der US-Sanktionen wären weitreichend, vor allem für die Unternehmen und Regierungen, die Geschäfte mit Hikvision machen. Denn ähnlich wie bei Huawei würde auch die Nutzung von Hikvision-Geräten in anderen Ländern gegen US-Sanktionen verstoßen. Der Schritt, der gerade von den USA vorbereitet wird, könnte ähnlich wie bei Huawei zu einem gewaltigen Umsatzeinbruch führen.