Werden Rehe aufgeschreckt, rennen sie immer in Richtung Norden oder Süden los, ohne sich dabei in die Quere zu kommen.
Forscher aus Tschechien, Deutschland und den USA haben europäischen Rehe beobachtet und ihr Fluchtverhalten untersucht. Meistens richtet sich das Capreolus capreolus bereits beim Fressen an der Nord-Süd-Achse aus und flüchtet dann entweder in nördlicher oder südlicher Richtung. Sogar dann, wenn die Forscher sich aus westlicher oder östlicher Richtung näherten.
Ab in den Norden, ab in den Süden
Auch alle andere Faktoren wie Sonnenstand oder Futterquelle scheinen keinerlei Einfluss auf die Nord-Süd-Achse bei der Fluchtbewegung zu haben. Bemerkenswert ist, dass sie in der Gruppe alle gemeinsam entweder nach Norden oder Süden rennen und sich so bei der Flucht nicht behindern.
Orientierung am Erdmagnetfeld
Die Forscher erklären das Verhalten damit, dass sich die Tiere am Erdmagnetfeld ausrichten, wie Vögel, Hunde oder Kühe. So haben Forscher in früheren Studien festgestellt, dass Kühe ihre Körperachse beim Grasen nordsüdlich ausrichten. Bei früheren Untersuchungen haben damals schon tschechische Forscher festgestellt, dass Reh- und Rotwild ihre Betten, die Körperabdrücke, die sie im Schnee hinterlassen, ebenfalls der Nord-Süd-Achse anpassen.
Muttertiere orientieren sich an der Achse, um ihre Jungen wieder zu finden, die sie im hohen Gras verstecken. Und bei Hunden haben Wissenschaftler beobachtet, dass sie am liebsten in Nord-Süd-Richtung pinkeln. Welches Organ für den Magnetsinn verantwortlich ist, ist nicht eindeutig geklärt. Die Wissenschaftler vermuten, dass er in der Netzhaut des Auges sitzt.