Was passiert eigentlich mit den Fellen von gejagten Tieren? Nichts. Bislang landen 90 Prozent im Müll, sagt Frederik Daniels vom Pilotprojekt "Fellwechsel". Er und seine Kollegen wollen, dass mehr Felle verwertet werden. Denn: "Die Tiere werden sowieso erledigt", sagt Frederik Daniels. Er leitet die Abbalgstation des Projektes. Dort landet das gejagte Raubwild, um ihm das Fell abzuziehen.

Das Pilotprojekt "Fellwechsel" wurde vom Deutschen Jagdverband und dem Landesverband Baden-Württemberg initiiert. Mitte Juli beginnt die Produktionsphase. Ab dann werden Tierkadavern regelmäßig die Felle abgezogen.

Frederik Daniels leitet die Abbalgstation in Rastatt. Dort landen die Tierkadaver aus ganz Deutschland. Ihnen werden die Felle abgezogen. Diese werden weiterverarbeitet und dann zum Beispiel auf Auktionen verkauft. Für Frederik Daniels ist das Projekt vor allem nachhaltig. Die Tierfelle gibt es ohnehin. Aber bislang wurden nur zehn Prozent verwertet.

"Die Tiere werden sowieso erlegt. Wegen uns wird kein Jäger noch mehr schießen."

Dass jetzt mehr geschossen wird, glaubt Frederik Daniels nicht. "Die Jäger bekommen eine Aufwandsentschädigung", sagt er. Für das Fell von Waschbär, Fuchs oder Maderhund gibt es zum Beispiel acht Euro. Das sei kein Anreiz, um manchmal stundenlang im Hochsitz zu verbringen.

Pelze aus Deutschland sind wieder gefragt

Bislang sind die Felle vor allem im Müll gelandet. Denn für die Jäger gibt es keinen Absatzmarkt. "Der einzelne Jäger kann mit wenigen Fellen nicht viel anfangen", sagt Frederik Daniels. Die Jäger unterstützten das Projekt. Sie haben bereits um die 250 Sammelstellen deutschlandweit in Eigenregie eingerichtet. Von den Sammelstellen aus gehen die Tiere dann nach Rastatt.

Ein tiefgefrorener Fuchs und Werkzeug liegen zur Bearbeitung des Tieres auf einem Tisch. Dem Fuchs wird das Fell abgezogen; Foto: dpa
© dpa
So sieht die Arbeit in der Abbalgstation in Rastatt aus. Einem tiefgefrorenen Fuchs wird gleich das Fell abgezogen.

Aber es braucht nicht nur die Möglichkeit des Verkaufs. Auch die Verbraucher hätten sich geändert, so Frederik Daniels. Es sei mehr Verständnis dafür da, solche Felle zu tragen – mit gutem Gewissen. So hat zum Beispiel der deutsche Kürschnerverband das Label "We prefer" gestartet. Darunter laufen ausschließlich Felle aus der Jagd in Deutschland. Die Nachfrage sei groß, sagt Frederik Daniels. Außerdem ist die Tierfellzucht in Deutschland mittlerweile verboten.

Die Produktion ist komplett nachvollziehbar

Die Pelze, die über das Projekt "Fellwechsel" laufen, erhalten alle eine Seriennummer. "Darüber kann ich jederzeit nachvollziehen, wann wurde das Tier in welchem Revier von welchem Jäger erlegt. Wann kam es zu uns, wann ging es zu welchem Gerber", sagt Frederik Daniels. Die Gerber sind alle in Deutschland und nutzen, so Frederik Daniels, ökologisch einwandfreie Gerbmittel.

"Viele der Tiere kommen aus Naturschutzgebieten."

In Deutschland werden jedes Jahr 450.00 bis 500.000 Füchse gejagt. Das ist verdammt viel. Bei den invasiven Arten, wie Waschbär, Maderhund oder Nutria kämen die Jäger kaum hinterher, sagt Frederik Daniels. Viele Tiere würden in Naturschutzgebieten gejagt, um andere bedrohte Arten zu schützen. 

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Shownotes
Jagd: Das Projekt "Fellwechsel"
90 Prozent der Pelze landen im Müll
vom 06. Juli 2018
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Frederik Daniels, Leiter der Abbalgstation in Rastatt