Joe Biden ist ein kuscheliger Kumpeltyp. Doch gerade damit hat er ein Problem: Zwei Frauen werfen ihm vor, sich ihnen unangemessen genähert zu haben.

Lucy Flores ist eine Parteikollegin von Joe Biden. Sie sagt, der Politiker habe 2004 bei einer Wahlkampfveranstaltung an ihrem Haar gerochen und ihr einen Kuss auf den Hinterkopf gegeben. Amy Lappos, früher Mitarbeiterin bei einem demokratischen Abgeordneten, sagt, der damalige Vizepräsident habe 2009 bei einer Veranstaltung seine Hand um ihren Hals gelegt und sie an sich gezogen, um seine Nase an ihrer zu reiben.

Das ist schon ein ziemlich ungewöhnliches Verhalten, sollten die Aussagen der beiden Frauen stimmen. Joe Biden sagt, er erinnere sich nicht an die Momente. Er wolle aber zuhören und in Zukunft zurückhaltender sein.

Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

Außerdem sagt Joe Biden, die sozialen Normen in Bezug auf den Respekt vor dem persönlichen Raum hätten sich geändert. Aber stimmt das überhaupt? Oder waren solche Übergriffe schon immer total unangenehm - nur hat sich keiner getraut, den Mund aufzumachen?

"Ich glaube, es ist auch in den 50ern schon für viele Menschen unanständig gewesen, eine Frau anzufassen, an ihren Haaren zu riechen und was sonst noch für Sachen."

Nandine Meyden ist Expertin für gute Umgangsformen. Sie meint, in den letzten Jahren oder gar Jahrzehnten hat sich gar nicht so viel verändert. Es sei schon immer nicht okay gewesen, wenn Männer Frauen einfach so anfassen. Was sich aber auf jeden Fall geändert hat, ist die Bereitschaft, darüber zu sprechen - darüber, was nicht mehr als angemessen empfunden wird.

Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

"Es scheint einfach so zu sein, dass Männer, die in Machtpositionen sind, besonders dazu tendieren. Das scheint ein Lebensgefühl bei manchen dieser Machtmenschen zu sein, dass sie sich auch wirklich alles erlauben können."
Nandine Meyden, Expertin für Etikette

Im Fall Joe Biden wundert sich Nandine Meyden schon, dass der Politiker nicht achtsamer war. "Eigentlich sind die Amerikaner da etwas sensibler", meint sie. 

Nicht nur einer Sache zwischen Mann und Frau

In jedem Fall geht es bei diesem Thema aber nicht nur um das Verhältnis von Männern zu Frauen. Es könne genauso umgekehrt sein: Also dass ein Mann von einer Frau unangemessen angefasst wird. Oder ein Kollege von einem anderen Kollegen.

"Es gibt einfach Menschen, die kein Gefühl für Distanzzonen, die persönliche Sphäre des anderen haben. Und ich glaube auch, dass es ganz wichtig ist, das den Menschen zurückzumelden."
Nandine Meyden, Expertin für Etikette

Mehr zum Thema:

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Umarmung, Bussi, Schulterklopfen
Wenn andere zu touchy sind
vom 05. April 2019
Autor: 
Stephan Beuting, Deutschlandfunk Nova