Nach 16 Jahren Regierung mit verschiedenen Koalitionspartnern wird die Union nach herben Verlusten bei der Bundestagswahl 2021 wahrscheinlich in die Opposition gehen. Wie sich CDU und CSU für die Zukunft aufstellen sollen, diskutiert die Junge Union beim Deutschlandtag in Münster. Die CDU-Landtagsabgeordnete in NRW, Heike Wermer, wünscht sich jüngere Personen an der Parteispitze.
Bei CDU und CSU ist vielen klar, dass sich etwas ändern muss. Allen voran sieht das die Jungendorganisation der Union so. Beim Deutschlandtag wird die Junge Union deshalb über die Zukunft diskutieren. Heike Wermer, Landtagsabgeordnete in NRW und Mitglied der Jungen Union, glaubt, dass die Personaldebatten im Wahlkampf und die Zerissenheit in der Union für das historisch schlechte Wahlergebniss der Unionsparteien verantwortlich sind.
Gerade die Erstwählerinnen und Erstwähler, die bei Umfragen im Juni noch bis zu einem Viertel den Unionsparteien ihre Zustimmung gaben, sich dann fast ganz von der Union bei der Wahl abgewendet haben, hätten ihre Themen wie Klimaschutz nicht bei der Union gesehen, glaubt die 33-jährige Politikerin aus Münster.
Heike Wermer glaubt, dass sich das Bild der Union als für junge Leute unattraktive Partei in viele Köpfen festgesetzt hat. Sie räumt ein, dass die Union kommunikativ besser werden muss, um junge Erwachsene anzusprechen. "Wir müssen unsere Stärken und Kompetenz besser nach vorne stellen, dann können wir auch mit unseren konservativen Themen punkten."
Sicherlich verbinden noch viele die Maskenskandale mit den Unionsparteien, "deswegen ist es wichtig, dass wir genau hinschauen und jetzt bei den neuen Bundestagsabgeordneten auf den Prüfstandstellen und mitteilen, was bestimmtes Verhalten dann zur Folge hat", sagt Heike Wermer.
Rezo und die CDU
Die CDU habe aus der Rezo-Kritik seit der Europawahl gelernt. Die Union müsse in Online-Formten präsent sein, sagt die CDU-Politikerin. Die aktuellen Formate der CDU in sozialen Netzwerken seinen noch ausbaufähig. In der Zusammenarbeit zwischen Junger Union und CDU sieht sie Chancen.
"Ich finde, unsere Mutterpartei – die Union – kann auch ganz gut von der Jungen Union lernen. Wir haben es mit Digitalformaten ja schon versucht – das ist immer ein Experiment. Zum Beispiel das YouTube-Format Sweet Home Germany finde ich eine nette Talkrunde."
Kein Neustart mit Söder
Wie es mit der Union nach der Bundestagswahl weitergehe, vermag die Politikerin nicht zu prognostizieren. Dass es einen Neuanfang mit Markus Söder als Parteivorsitzenden gibt, hält sie jedenfalls für ausgeschlossen.
"Markus Söder kommt ja schon mal nicht für die CDU infrage, weil er schon CSU-Vorsitzender ist. Ich bin selber gespannt, welche Person sich jetzt so ein bisschen stärker aus der Deckung traut."
Dass Armin Laschet den Erneuerungsprozess moderieren will, findet Heike Wermer gut. Auch einer Kampfkandidatur um den CDU-Vorsitz kann sie etwas abgewinnen. Allerdings: "Ich finde es genauso charmant, wenn sich die Beteiligten hinter den Kulissen vorher verständigen können und ausmachen, wie man in einen Wettbewerb starten will."
Raus aus den Personaldebatten
Wenn es weiterhin Kampfkandidaturen gebe, komme die Partei nicht aus Personaldebatten heraus. Dabei würden die Leute auch die Themen bewegen, für die die CDU stehe, und nicht nur für die Köpfe.
Einen Favoriten für CDU-Vorsitz hat Heike Wermer nicht. "Wir stehen ganz klar für jemanden, der junge, moderne und frische Themen nach vorne bringt. Das sind oftmals jüngere Personen", erklärt sie als Mitglied der Jungen Union.