Ein Bericht eines internationalen Forschungsteams zeigt: Städte, Länder und Unternehmen nehmen sich zwar Klimaneutralität vor, doch an der Umsetzung hapert es oft noch. Gerade Unternehmen sind in ihrer Strategie wenig transparent.

Immer mehr Staaten und Unternehmen nehmen sich vor, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt klimaneutral zu sein. Das ist das Ergebnis des Net Zero Berichts, der von internationalen Forschenden, unter anderem der Oxford University und des Newclimate Institute, vorgelegt wurde.

Allerdings stellen die Forschenden im Bericht auch fest: An Versprechen mangelt es zwar nicht, sehr wohl aber an klaren Strategien und Berichten über die Wirksamkeit der Maßnahmen.

"Viele Unternehmen berichten nicht regelmäßig und transparent über ihren Fortschritt auf dem Weg zu ihren Zielen – es gibt keine Standards, an die sich alle halten."
Kerstin Ruskowski, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Für ihre Untersuchung haben die Forschenden Daten der Datenbank Net Zero Tracker verwendet. Dort sind Informationen von weltweit 2.000 Unternehmen, rund 200 Ländern, mehr als 700 Regionen und über 1.000 Städte gespeichert – und zwar über alle Ziele, in denen einer oder mehrere der folgenden Begriffe vorkommen:

  • CO2-negativ / CO2-neutral
  • Klimaneutral / Klimapositiv
  • Treibhausgas-neutral
  • Null CO2
  • Null Emissionen
  • 1,5-Grad-kompatibel

Je höher die Emissionen, desto mehr Klimaziele

Ein Drittel der 2.000 größten Unternehmen weltweit haben mittlerweile das Ziel, klimaneutral zu werden – 2020 war es nur ein Fünftel. Außerdem fanden die Forschenden heraus, dass vor allem die Unternehmen Klimaneutralitätsziele formuliert haben, die prominent in der Öffentlichkeit stehen und einen besonders großen ökologischen Fußabdruck haben.

Fast die Hälfte der Unternehmen aus dem Bereich der fossilen Energiegewinnung haben sich Klimaneutralitätsziele gesetzt. Die Forschenden vermuten allerdings, dass diese Ziele oft nur symbolischer Natur sind.

So setzen sich viele Unternehmen zwar Ziele bis 2050 – aber keine Zwischenziele, sodass die Reduzierung der Emissionen gemäß dem Klimaziel bis 2030 womöglich gar nicht stattfindet.

"Aktuell haben zwei Drittel der größten Unternehmen weltweit generell sich noch gar keine Ziele gesteckt, um klimaneutral zu werden."
Kerstin Ruskowski, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Die Zahl der Unternehmen, die klimaneutral werden wollen, steigt vor allem in Deutschland, Frankreich und Großbritannien an. So sind es in Deutschland 64 Prozent der Unternehmen, in Frankreich 70 Prozent und in Großbritannien 72 Prozent.

Aber: In Deutschland hat hat nur knapp jedes vierte Unternehmen konkrete und transparente Pläne, wie genau es dieses Ziel auch erreichen will.

Ein Problem sei etwa, teilen die Forschenden mit, dass in den Strategien der Unternehmen nur direkte Emissionen gesenkt würden – für Emissionen innerhalb der Lieferketten aber oft keine Maßnahmen ergriffen werden.

Zwischenziele für mehr Transparenz

Damit die Pläne der Unternehmen und Länder besser auf ihre Tauglichkeit untersucht werden können, empfehlen die Forschenden Zwischenziele zu vereinbaren. So ließe sich besser beurteilen, welche Fortschritte Unternehmen, Länder, Regionen und Städte auf dem Weg zur Klimaneutralität tatsächlich machen – und nur so könnten sie auch zur Rechenschaft gezogen werden, sollten sie diese nicht einhalten können.

Shownotes
Fehlende Transparenz
Unternehmen versprechen Klimaneutralität, sagen aber nicht, wie das gehen soll
vom 13. Juni 2022
Moderator: 
Paulus Müller
Gesprächspartnerin: 
Kerstin Ruskowski, Deutschlandfunk Nova