Zurzeit ist es heiß und trocken in Deutschland. Vielen Bauern drohen deswegen wieder schlechte Ernten. Ein Klimaexperte hat im Berliner Tagesspiegel den deutschen Bauern nun vorgeschlagen, in Zukunft statt Getreide lieber Oliven anzubauen. Ist das echt realistisch? Unser Reporter Martin Krinner hat sich schlau gemacht.

Martins Familie auf der väterlichen Seite ist groß. Sechs Onkels und Tanten und an die 30 Cousins und Cousinen. Viele von ihnen arbeiten in der Landwirtschaft in Niederbayern und machen sich zunehmend Sorgen, wie das in Zukunft alles werden soll. Es geht um den Klimawandel und die immer trockeneren Sommer. Der Deutsche Bauernverband geht davon aus, dass die Kartoffel-, Getreide- und Zuckerrübenernten in den kommenden Jahren schlechter ausfallen werden.

"Es gibt Ecken, wo man mit dem Anbau von Oliven jetzt und heute schon anfangen könnte."
Efthimios Christakis, Olivenexperte

Ein Experte des Rückversicherers Munich Re hat jetzt Landwirten in Deutschland in einem Tagesspiegel-Interview geraten: Ihr müsst umdenken! Vergesst den Raps und das Getreide, baut Oliven an! Efthimios Christakis ist Olivenexperte. Seine Einschätzung zu dem Vorschlag des Versicherers: "Nicht in jeder Ecke Deutschlands - aber es gibt Ecken, wo man das jetzt und heute schon anfangen könnte."

Efthimios Christakis lehrt an der dualen Hochschule in Ravensburg und beliefert Promi-Köche und Grill-Weltmeister mit seinem Öl. Wenn es um einen Ölberg in Niederbayern geht, ist er allerdings skeptisch, weil der Winter dort zu kalt ist: "Ich würde eher die Gegend um den Kölner Raum vorschlagen. Und der Bodensee gefällt mir sehr gut. Da sehe ich gute und interessante Möglichkeiten." An der Mosel sieht er auch Potenzial, aber er vermutet, dass dort die Weinbauern nicht mitspielen.

Wer Olivenbäume anpflanzen will, braucht Zeit und viel Wasser

Für Martins Cousins und Cousinen ist der Anbau von Olivenbäumchen also keine Alternative. Aber wenn ein Bauer am Bodensee tatsächlich seine Äcker umgestaltet, wie müsste seine Plantage dann aussehen? Efthimios Christakis sagt: "Das sieht aus wie ein moderner Olivenhain in den anderen Ländern, Mittelmeer und Übersee. Man kann sich das vorstellen, dass man die Olivenbäume in einer Spalierreihe pflanzt, mit sieben Metern Abstand, dann hat man eine Reihe, wo man sich bewegen kann, wo die Luft zirkulieren und wo man den Baum auch beschneiden kann." 

Wer jetzt schon mit wunderschönen alten, knorrigen Ölbäumen rechnet, verstreut wie die Apfelbäume am Bodensee, der hat leider falsche Vorstellungen. Für eine ertragreiche Ölplantage braucht man eine enorme Fläche mit mindestens 100.000 Bäumen. Die müssten nach dem Pflanzen zunächst fünf Jahre wachsen, bis sie die ersten Früchte tragen. Bis die Bäume wirklich ergiebig sind, vergehen locker acht bis zehn Jahre. Am Anfang brauchen die Bäume eine enorme Menge Wasser - ungefähr zehn Liter pro Baum und Tag. Und dann müssten Landwirte ihre eigene Ölmühle bauen, wenn sie original kalt gepresstes Olivenöl aus Konstanz liefern wollen.

Der Preis wäre hoch - nur was für Liebhaber

Der Olivenexperte Christakis meint, dass die Qualität für Olivenöl vielleicht nicht gut genug wäre. Oliven zum Essen seien eher vorstellbar. Die Essolive ist nämlich schon lecker, wenn sie genug Wasser hat und ein schönes, saftiges  Fruchtfleisch bildet. Wenn man sie pressen will, braucht sie mehr Ölanteile. Und dafür sind die Bedingungen unten am Mittelmeer einfach besser.

Was den Preis anbelangt, wäre Olivenöl aus Konstanz vermutlich wenig konkurrenzfähig mit dem Öl aus Spanien oder Griechenland, sagt Efthimios Christakis: "Sagen wir es mal so: In Japan wird auch Olivenöl angebaut. Und der Preis des japanischen Olivenöles ist ja auch nicht konkurrenzfähig. Nichtsdestotrotz wird es irgendwo auf der Welt einen Liebhaber geben, der gerne mal so eine Flasche kaufen würde, egal was sie kostet." 

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Shownotes
Klimaerwärmung
Oliven aus Deutschland
vom 17. Juli 2018
Autor: 
Martin Krinner
Moderator: 
Ralph Günther