Am 01. Juni 2018 tritt in Bayern offiziell der sogenannte Kreuzerlass in Kraft. Aber nicht alle Behörden wollen mitspielen. Auch Theater und Museen protestieren.

"Im Eingangsbereich eines jeden Dienstgebäudes ist als Ausdruck der geschichtlichen und kulturellen Prägung Bayerns gut sichtbar ein Kreuz anzubringen." – Dieser Erlass gilt seit heute, dem 01. Juni 2018, aber da haben nicht alle Menschen Lust drauf. Zum Beispiel Menschen, die gar nicht religiös sind. Aber auch in den Behörden selbst gibt es Proteste.

Diese Behörden stören sich vor allem daran, dass die bayerische Landesregierung das Kreuz per Geschäftsordnung von oben herab verordnet und damit dieses christliche Symbol vereinnahme, erklärt Landeskorrespondent Burkhard Schäfers. Denn das Argument der Staatsregierung um Markus Söder ist ja: Mit dem Kreuzerlass setze sie ein klares Zeichen für die christliche Prägung Bayerns.

Landrat Herbert Eckstein (SPD) aus Roth bei Bayern widerspricht. Er wird im Foyer seines Amtes kein Kruzifix aufhängen. 

"Wir sind seit 30 Jahren ohne Herrn Söder in dem Gebäude zurechtgekommen. Glaube ist was Freiwilliges, Glaube ist ganz, ganz vielfältig."
Herbert Eckstein (SPD), Landrat der Gemeinde Roth

Ausnahmen für Theater, Museen und Hochschulen

Er ist allerdings auch fein raus, sagt Burkhard Schäfers, denn die Landratsämter unterstehen nicht direkt der Staatsregierung, deshalb gibt es hier nur eine Empfehlung, den Erlass umzusetzen.  

Probleme mit der Verordnung haben aber auch Museen und Theater. Die sehen die Freiheit der Kunst gefährdet, wenn sie sich so präsentieren und im Eingang zum Kreuz bekennen sollen. Die wollen sich nicht religiös vereinnahmen lassen.  Deshalb ist das Wissenschaftsministerium interessanterweise auch schon wieder zurückgerudert, erklärt Burkhard Schäfers:

"Theater, Museen und Hochschulen müssen jetzt doch nicht unbedingt ein Kreuz im Foyer aufhängen."
Burkhard Schäfers, Landeskorrespondent Bayern

An der Universität Regensburg ist der Protest besonders laut. Dort hat der studentische Sprecher Tarek Karls eine Unterschriftenaktion gestartet und schon mehr als 50.000 Unterschriften gegen den Kreuzerlass gesammelt. Er findet, dass jeder bayerische Bürger das Recht haben sollte, sich nicht durch das Kreuz vertreten zu fühlen. 

"Ich denke, dass jeder die Freiheit haben sollte, seine religiöse Symbolik und auch seine kulturellen Werte frei zu wählen."
Tarek Karls, studentische Sprecher der Universität Regensburg

Aber nicht nur Studenten und Behörden, selbst Kirchenvertreter hadern mit dem staatlichen Erlass. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, findet, durch den Erlass sei eher Spaltung, Unruhe und Gegeneinander entstanden.

Dass der Kreuzerlass jetzt wegen der Proteste zurückgenommen wird, das glaubt Korrespondent Burkhard Schäfers nicht. Denn der Erlass ziele auf die Landtagswahlen in Bayern im Herbst ab.  Die Rechnung der Landesregierung, so vermutet der Korrespondent, dürfte wie folgt sein: Mehr Kreuze in bayerischen Behörden ist gleich weniger Kreuze auf den Stimmzetteln bei der AfD.

Auch die Gegner rechnen nicht mit einer Rücknahme. Sie erhoffen sich im Gegenzug aber eine breitere öffentliche Debatte darüber, wie eng das Verhältnis von Staat und Kirche sein sollte.  

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  • Kurz und Heute
  • Moderation: Diane Hielscher
  • Gesprächspartner: Burkhard Schäfers, Landeskorrespondent in Bayern