Erkältungsviren, die von Mund zu Mund übertragen werden, haben kaum Überlebenschancen. Studien zufolge besteht deswegen keine zusätzliche Ansteckungsgefahr. Eine komplette Entwarnung können wir dennoch nicht aussprechen.
Kuss ist nicht gleich Kuss, sagt Jan-Christoffer Lüers, stellvertretender Direktor der HNO-Klinik an der Uniklinik Köln. Einerseits kommt es auf die Konstitution der beiden Personen an, die sich küssen – also auf ihr Immunsystem. Andererseits kommt es auf die Art der Keime an, die sich im Speichel befinden. Das Epstein-Barr-Virus wird beispielsweise vor allem beim Küssen übertragen. Die meisten kennen es als Pfeiffersches Drüsenfieber.
Bei der Übertragung von Erkältungsviren spiele das Küssen allerdings keine große Rolle, so der HNO-Arzt. Erkältungen übertragen sich klassischerweise über Tröpfcheninfektion. Das bedeutet über Tröpfchen, die beim Niesen ausgeschieden werden und dann beim Gegenüber wieder auf Schleimhäute treffen. Dabei geht es vor allem um die Schleimhäute in Nase und Rachen.
"Zu sagen, dass beim Kuss nie ein Infektionsrisiko besteht, ist übertrieben."
Wenn wir Erkältungsviren mit dem Mund aufnehmen, dann landen sie früher oder später im Magen und dort können sie wegen der Magensäure nichts mehr ausrichten. Jan-Christoffer Lüers gibt aber zu bedenken, dass der Mund auch mit anderen Schleimhäuten im Rachen oder Nasenbereich verbunden ist: "Und dort können sich – je nachdem wie viel Sekret abgegeben wird – natürlich auch Keime absiedeln. Deswegen ist das sicher nicht ausgeschlossen, dass über das Küssen ein Infektionsrisiko besteht."
"Je mehr Sekret Sie übertragen, desto höher ist das Risiko, dass es zu einer Infektion kommt. Wenn Sie trocken küssen, ist die Gefahr verschwindend gering."
Ein kurzer Abschiedskuss auf den Mund, ein Kuss auf die Wange – kein Problem. Wenn der Kuss länger dauert, mit viel Zungen- und Speicheleinsatz, dann ist das wieder eine andere Kuss-Kategorie und das Infektionsrisiko steigt leider doch.
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