Ein Mantel aus dem hauchzarten Material Aerogel könnte den Anbau von Pflanzen auf dem Mars ermöglichen. Sophie Stigler aus den Deutschlandfunk-Nova-Wissensnachrichten hat sich die Pläne von zwei Forschern und einer Forscherin aus den USA und Großbritannien angeschaut.
Wenn die Menschen demnächst beschließen sollten, den Mars zu besiedeln, dann bräuchten sie ziemlich dringend Orte, an denen sie Gemüse anbauen könnten. Gewächshäuser sind aber schwer und sperrig – und für den weiten Transport eher ungeeignet. Eine neue Idee: Einfach eine Decke über die Marsoberfläche legen, unter der dann Tomaten wachsen können. Ganz so einfach ist das aber auch nicht.
Menschen, die auf dem Mars leben möchten, brauchen dort Essen. Idealerweise bauen sie ihr Gemüse direkt selber an. Das Problem ist nur: Die Marsoberfläche ist ziemlich lebensfeindlich. Nachts wird es dort zum Beispiel extrem kalt, manchmal sinken die Temperaturen auf minus 100 Grad Celsius. Außerdem ist die Atmosphäre dort viel dünner als auf der Erde, deswegen schützt sie kaum und lässt viel mehr UV-Strahlung und andere kosmische Strahlung durch, als auf der Erde.
Es gibt zwar Wassereis an der Oberfläche, aber flüssiges Wasser würde wegen des niedrigen Luftdrucks sofort verdampfen. Hinzu kommen noch aggressive Stoffe auf der Marsoberfläche, die organische Verbindungen angreifen. Alles in allem also keine guten Voraussetzungen für den erfolgreichen Gemüseanbau.
Einer der leichtesten Feststoffe der Welt
Eine Forscherin und zwei Forscher haben jetzt eine Idee entwickelt, wie sich diese Probleme lösen lassen könnten. Bei der Frage, wie sich der Boden aufwärmen und schützen ließe, sind sie auf ein Material namens Aerogel gestoßen. Ein sehr leichtes Material, das an Styropor erinnert und auf Fotos aussieht wie gefrorener Rauch. Aerogel besteht zu 97 Prozent aus Luft und ist einer der leichtesten Feststoffe der Welt. Und: Dieses Material isoliert sehr gut und könnte als zwei bis drei Zentimeter dicke Schicht den Marsboden bedecken – wie eine Decke.
"Ich glaube, von realistisch sind wir insgesamt noch weit entfernt bei Visionen, wie wir den Mars kolonisieren, aber die Decken-Variante wäre zumindest weniger aufwendig, als die ganze Atmosphäre des Mars zu verändern."
Das Gute an Aerogel ist, dass es energiereiche, schädliche Strahlung aus dem All nicht durchlässt, Lichtstrahlen aber schon. Pflanzen könnten mit den Strahlen Fotosynthese betreiben und das Licht würde den Boden unter dem Gel um gut 60 Grad erwärmen. Die Forschenden gehen davon aus, dass das reichen würde, damit das gefrorene Wasser im Marsboden ein paar Meter tief auftaut und dass auf diese Weise auch CO2 aus dem Boden freigesetzt würde. Das Ganze hätte noch den Nebeneffekt, dass das Wasser mit den aggressiven Stoffen aus dem Boden reagieren und sie unschädlich machen würde.
Die Überlegungen zum Aerogel sind realistischer als alle anderen, bisher durchdachten Besiedelungsideen. Ob sie funktionieren, soll jetzt ausprobiert werden. Wissenschaftlerinnen wollen Aerogel unter Mars-ähnlichen Bedingungen in der chilenischen Wüste oder in der Antarktis testen.