Gerlinde Pilgrimm hat ihren Traum gelebt und in Kanada 15 Jahre lang mit ihrem Mann einen biodynamischen Bauernhof betrieben - um ein bisschen etwas Gutes zu tun.
Über Umwege kam Gerlinde Pilgrimm zur biodynamischen Landwirtschaft. Ursprünglich wollte sie Reiseleiterin werden, ist am Ende aber nur gereist. Nach dem Abitur zog es sie vor allem nach Südamerika, wo sie sich für die altamerikanischen Völker begeisterte. In der Auseinandersetzung mit deren Kultur während ihres Ethnologie- und Altamerikanistikstudiums begann Gerlinde über unsere Welt und unser Verhältnis zur Natur nachzudenken.
"In einer Hand voll Erde leben Milliarden von Mikroorganismen, mehr als Einwohner auf diesem Globus. Die kann man nicht sehen, aber wenn die nicht da wären, hätten wir nichts zu essen."
Gerlinde begann sich mit ökologischer Landwirtschaft zu beschäftigen und entdeckte für sich den Buddhismus. "Die Zusammenhänge wurden immer klarer und das hat mich dahin geführt, etwas Kleines, Feines Gutes zu tun." Um in die Öko-Landwirtschaft in Deutschland einzusteigen, fehlte ihr und ihrem Mann das nötige Geld.
Öko-Landwirtschaft ist Kunst!
Beide hatten eine Erbschaft gemacht, die ausreichte, in Kanada Land zu kaufen. Auch waren die bürokratischen Hürden geringer als in Deutschland. Bis auf die Einreisegenehmigung. Doch als "freie Künstler" gelang ihnen die Immigration nach Kanada relativ zügig: Sie haben "Agrikultur" als eine Form der Kultur präsentiert, dafür ein Netzwerk aufgebaut, in dem Schlüsselpersonen vertreten waren, so dass die Einwanderungsbehörde ihren Antrag wohlwollend bearbeitete.
Biodynamisch schmeckt besser
Gerlinde hat mit ihrem Mann den ersten zertifizierten biodynamischen Hof in Kanada in der Provinz Novia Scotia betrieben, zwei Stunden nördlich von Halifax. Ihre Nachbarn beäugten ihren Hof zunächst kritisch, sagt sie. Doch mit der Zeit kamen Kunden von weit her, weil sie von der Qualität der Produkte überzeugt waren. Die Öko-Landwirtin verkaufte ihre Produkte, Gemüse und Wildfleisch, auch auf dem lokalen Markt und in Halifax, außerdem boten sie eine Art "Gemüsetüte" an.
"Unsere Tiere hatten keine Namen. Wenn sie einen hatten, haben wir sie nicht gegessen."
Auf biodynamisch legt Gerlinde großen Wert, denn das sei die einzige wirklich nachhaltige Ökolandwirtschaft. Auf ihrem Hof, der Green Dragon Farm, gab es einen Kreislauf von Anbau und Tierhaltung: Mensch, Tier, Pflanzen, Boden, Wasser und Luft würden eine Einheit bilden. Dazu gehört auch, dass sie ihre Tiere töten: "Ich wusste, wer auf meinem Teller liegt", sagt Gerlinde. Das Töten hat sie ihr Mann überlassen, der Jäger war. Er hat das Dammwild oder die Ziegenböcke auf der Weide geschossen. Das sei die humanste Art und Weise, wie man Tiere töten könne, erklärt Gerlinde.
Bis an die Grenze der Belastbarkeit
Zwar war die Farm ihr Traum, doch das Leben sei sehr hart gewesen, wenn sie zum Beispiel im Winter bei minus 35 Grad über Schneewälle mit Heu und Wasser stapfen musste, um die Tiere mit Heu und Wasser zu versorgen. Eines Tages kam ihre Mutter zu Besuch. "Mir war klar, es wäre nicht mehr weitergegangen", sagt Gerlinde. Sie ist einfach mit ihr zurück nach Deutschland geflogen. Heute arbeitet Gerlinde in einer Bio-Bäckerei in Köln.