Vor allem in Ostdeutschland, aber auch in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen fehlen Lehrer. Quereinsteiger sollen kurzfristig die Lücken schließen.

In Thüringen fehlen eine paar hundert Lehrkräfte, in Berlin sind über 1200 Stellen nicht besetzt. Bundesweit fehlen in den nächsten zehn bis zwölf Jahren schätzungsweise 35.000 Grundschullehrer - düstere Aussichten in Sachen Bildung. Deshalb sind die Länder jetzt händeringend auf der Suche nach neuen Lehrkräften - vor allem für Grundschulen, Förderschulen und die Sekundarstufe I.

Wer deshalb jetzt anfängt auf Lehramt zu studieren, steht dem Arbeitsmarkt allerdings erst in sieben Jahren zur Verfügung. Die Stellen müssen aber möglichst bald besetzt werden. Deshalb steht jetzt vermehrt Quereinsteigern der Weg in den Lehrerberuf offen.

"Das hilft nur bedingt, wenn jetzt ganz viele Leute anfangen zu studieren. Denn Studium und Referendariat dauern insgesamt sieben Jahre."
Armin Himmelrath, Bildungsjournalist

Gesucht werden vor allem Quereinsteiger, die bereits ein potentielles Unterrichtsfach studiert haben. Also zum Beispiel Mathematik, das aber eben nicht auf Lehramt. Allerdings ist der Bedarf inzwischen so groß, dass aktuell wirklich jede und jeder eine Chance hat, sagt Bildungsjournalist Armin Himmelrath. 

Gewerkschaften haben Angst vor Qualitätsverlust

Die Länder setzen deshalb auf Nachqualifizierung. Das heißt, man geht in den Job rein und wird im Laufe des Jobs pädagogisch fit gemacht. Genau da setzt die Kritik der Gewerkschaften an, die Quereinsteiger als eine Art Notstopfen sehen.

"Die Gewerkschaften haben Angst, dass damit die Standards für guten Unterricht letztlich abgesenkt werden."
Armin Himmelrath, Bildungsjournalist

Attraktives Argument für den Lehrerberuf: eine mögliche Verbeamtung. Da ist die Situation in den Bundesländern aber sehr unterschiedlich. Manche setzen klar auf das Beamtentum, andere machen das gar nicht. Für Quereinsteiger sind die Chancen auf eine Verbeamtung aktuell insgesamt eher schlecht, sagt Armin Himmelrath.

"Die Länder sagen da natürlich: Naja, um richtiger Lehrerbeamter zu werden, muss man auch ein richtiges Lehramtsstudium gemacht haben."
Armin Himmelrath, Bildungsjournalist

Allerdings möchte Armin Himmelrath nicht ausschließen, dass sich das aufgrund des akuten Mangels an Lehrkräften noch ändert. Denn Verbeamtung sei natürlich ein Lockmittel, so der Bildungsjournalist. Wie groß die Not der Länder ist, zeigt sich zum Beispiel in Berlin. Dort ist ein Programm mit dem Titel "Unterrichten statt Kellnern" angelaufen. Das zielt vor allem auf Masterstudierende ab, die für sechs bis zwölf Monate als Hilfslehrer arbeiten können. In Thüringen sollen alte DDR-Erzieherinnen für die Grundschule reaktiviert werden. 

"Die Länder sind schon ziemlich verzweifelt auf der Suche nach neuen Lehrkräften. Ihnen bleibt auch nichts anderes übrig. Die müssen sich wirklich an jeden Strohhalm klammern."
Armin Himmelrath, Bildungsjournalist

Mehr zum Thema bei Deutschlandfunk Nova:

Shownotes
Lehrermangel
Lehrkräfte verzweifelt gesucht
vom 13. August 2018
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Armin Himmelrath, Deutschlandfunk Nova