Es war ein langer Weg bis Jakob von den Leoniden erkannte, dass er Depressionen hat. Zuspruch seiner Bandkollegen und seiner Freundin haben ihm geholfen. Der neue Song "Blue Hour" handelt von der Phase, als es ihm wirklich schlecht ging.
Lange hat Leoniden-Sänger Jakob Amr gedacht, er hätte zu wenig geschlafen, oder was Falsches gegessen. Dass es ihm nicht gut geht, hat er zwar schon länger gemerkt – aber erst mal beiseite geschoben. Bis dann 2017 der Wendepunkt kam.
"Das war eine schmerzvolle Erkenntnis und ich musste mich motivieren lassen, zum Arzt zu gehen."
Jakob Amr hatte Panikattacken. Immer wieder. Zwar ging es ihm zwischendurch auch mal gut; irgendwann aber habe er gemerkt, dass er gegen diese schlechten Gefühle nicht mehr ankommt. Er erinnert sich noch sehr genau an diese eine Phase, wo er nur noch im Bett liegen konnte, erzählt er. "Da habe ich dann zu meiner Freundin gesagt: Kannst du bitte einkaufen gehen."
Freunde motivieren Jakob, zum Arzt zu gehen
Seine Freundin und seine Bandkollegen seien in dieser Zeit eine große Unterstützung gewesen, erinnert er sich. Sie motivierten ihn, zum Arzt zu gehen um herauszufinden, was mit ihm los ist.
Inzwischen nimmt Jakob Medikamente und es geht ihm gut damit. Er beschreibt seinen Zustand als "gesund auf hold".
"Nur durch das, was ich jetzt täglich in mich rein schmeiße, geht's mir gut."
Eine Therapie will der Band-Sänger noch machen. Dazu sei es noch nicht gekommen – unter anderem wegen des Ärgers mit Krankenkassen.
Insta-Posting über Depression
Parallel zum neu erschienenen Song "Blue Hour", in dem es um die Phase aus 2017 geht, in der es ihm so schlecht ging, hat Jakob Amr ein Posting bei Instagram veröffentlicht, über das er sehr lange nachgedacht hat. Darin beschreibt er nämlich sehr persönlich seine Depression und welche Auswirkungen sie hatte. Kurz vorm Abschicken habe er deshalb auch kalte Füße bekommen, sagt er. Es hätte ja sein können, dass er angefeindet wird. Aber stattdessen gab es in dem sozialen Netzwerk viel Liebe.
"Zwei Minuten nach dem Post wusste ich, dass es richtig war. Es kamen unglaublich viele nette Nachrichten."
Rückblickend fühlt sich Jakob extrem erleichtert und ist froh, das Thema Depression und seine persönliche Geschichte öffentlich gemacht zu haben. Er hofft, damit auch anderen zu helfen. An dem Song "Blue Hour" habe er gefühlt die letzten vier Jahre geschrieben. Es habe aber gedauert, den Mut und die Kraft zu finden, dieses Thema unter seinem richtigen Namen rauszubringen.
Depressionen eingestehen und sich Hilfe holen
Der Leoniden-Sänger weiß, dass viele, die Depressionen haben oder sie bei sich vermuten, Angst haben, stigmatisiert zu werden. Deshalb betont er: "Wichtig ist, dass man sich eingesteht, dass etwas nicht mit einem stimmt und dass das völlig in Ordnung ist!"
Wie sich Depressionen äußern, ist verschieden. Ulrich Hegerl, Vorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, sagt aber klar: "Eine Depression verändert alles – die Menschen erkennen sich häufig gar nicht wieder. Man ist hoffnungslos, es stellen sich düstere Gedanken ein, man kann nicht schlafen – ist aber dauerhaft erschöpft." Das seien alles Zeichen, die für eine Depression sprechen und untersucht werden müssten, erläutert er im Interview.
Über Depressionen in der Partnerschaft haben wir in Eine Stunde Liebe gesprochen. Folge 1 "Wenn der Partner oder die Partnerin depressiv ist" hört ihr hier. Und Folge 2 "Ehrlich Kommunizieren ist wichtig" hört ihr hier.
Lass dir helfen!
- Du siehst nur noch schwarz? Oder dein Partner oder deine Partnerin hat möglicherweise schwere Depressionen? Hier gibt es Hilfe.
- Bei akuten Suizidgedanken kontaktiert bitte die 112 oder eine psychiatrische Einrichtung in der Nähe.
- Hilfsangebote bei Depressionen (auch für Angehörige) hat die Deutsche Depressionshilfe zusammengestellt.
- Infos für Angehörige von depressiven Menschen
- Eine Übersicht von allen telefonischen regionalen Online- und Mail-Beratungsangeboten in Deutschland hat die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention zusammengestellt.
- Telefonseelsorge: Unter 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 erreichst du 24/7 Mitarbeiter, mit denen du über deine Sorgen und Ängste sprechen kannst. Auch ein Gespräch via Chat oder E-Mail ist möglich.
- Muslimisches Seelsorge-Telefon: Die Mitarbeitenden von MuTeS sind 24 Stunden unter 030 – 44 35 09 821 zu erreichen. Bei MuTeS arbeiten qualifizierte Muslime ehrenamtlich. Ein Teil von ihnen spricht auch türkisch.