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Der Teil-Lockdown hat nicht ausgereicht. Die Zahl der gemeldeten Corona-Infektionen ist weiter zu hoch. Am 16. Dezember kommt in ganz Deutschland der harte Lockdown. Und der ist genau jetzt notwendig, sagt Dirk Brockmann vom Robert Koch-Institut.

Ab Mittwoch (16.12.2020) wird das öffentliche Leben weiter heruntergefahren. Wobei es abhängig vom Bundesland unterschiedliche Regelungen gibt.

Grundsätzlich gilt aber deutschlandweit: Der Einzelhandel muss – mit Ausnahme von Geschäften für den täglichen Bedarf – schließen. Lebensmittelgeschäfte, Drogerien, Apotheken, Tankstellen und Werkstätten dürfen also auch nach Mittwoch geöffnet bleiben.

Vorerst geschlossen bleiben aber Friseursalons und ähnliche kosmetische Betriebe. Nur Praxen für medizinisch notwendige Behandlungen wie Physiotherapie und Fußpflege bleibt die Öffnung weiter erlaubt.

Drückt auf Play, um das ganze Gespräch mit Ines Grunow aus den Deutschlandfunk-Nova-Nachrichten zu hören.
"Viele Stimmen aus der Politik appellieren jetzt: Nicht heute oder morgen noch mal losrennen und Weihnachtsgeschenke shoppen."

Auch Schülerinnen und Kindergartenkinder sollen möglichst zu Hause bleiben. Ansonsten bleibt es bei der Kontaktbeschränkung für private Zusammentreffen von maximal fünf Menschen aus zwei Haushalten.

Ausnahme an Weihnachten

Eine Sonderregelung gibt es für die Tage vom 24. bis 26. Dezember. Nach dem Bund-Länder-Beschluss vom 13. Dezember sind Treffen im engsten Familienkreis mit vier über den eigenen Haushalt hinausgehenden Personen möglich. Die Bundesländer können diese Maßnahme abhängig von der jeweiligen Infektionslage anpassen.

An Silvester und Neujahr gilt aber deutschlandweit ein Versammlungsverbot. Und auch der Verkauf von Silvesterfeuerwerk ist untersagt. Geplant sind die verschärften Corona-Maßnahmen erst einmal bis zum 10. Januar 2021.

Kontakte reduzieren, Fallzahlen senken

Es geht darum, Kontakte wieder einzudämmen, damit die Zahl der Neuinfektionen deutlich sinkt. Dass weniger Kontakte zu geringeren Fallzahlen führen, zeigen Länder wie Irland oder Belgien, erklärt Physiker Dirk Brockmann von der Humboldt-Universität Berlin.

In Belgien zum Beispiel lag die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro Tag Ende Oktober noch bei knapp 24.000. Nachdem die Regierung Anfang November einen strikten Lockdown eingeführt hat, sind die Fallzahlen innerhalb weniger Wochen auf unter 3.000 gesunken.

60-Prozent-Kontaktreduktion

Mit den Corona-Maßnahmen, die seit Anfang November in Deutschland gelten, konnten effektiv ungefähr 40 Prozent der Kontakte eingedämmt werden, so Dirk Brockmann. Zu Beginn der Pandemie habe der erste Lockdown zu einer Kontaktreduzierung von 60 Prozent geführt.

"In anderen Ländern sehen wir, dass diese 60-Prozent-Kontaktreduktion ganz schnell dazu führen kann, dass das Virus nicht mehr genügend Kontakte findet, sich nicht mehr ausbreiten kann und die Fallzahlen rapide runtergehen."
Dirk Brockmann, Leiter der Projektgruppe für epidemiologische Modellierung von Infektionskrankheiten am Robert Koch-Institut

Der Physiker leitet am Robert Koch-Institut (RKI) eine Projektgruppe für epidemiologische Modellierung von Infektionskrankheiten. Zusammen mit seinem Team untersucht er in Modellen die Entwicklung von Infektionskrankheiten und berechnet deren Dynamiken, um Zukunftsprognosen auszuarbeiten.

Er sagt: Der harte Lockdown ist jetzt notwendig. Vielmehr habe er sich Maßnahmen wie diese schon früher gewünscht. Dazu brauche es Flexibilität. In einer ernsten Situation muss man vorherige Pläne – wenn erforderlich – verändern können, so Brockmann.

"Man kann aus der Vergangenheit lernen. Aber dann muss man für die Zukunft die richtigen Entscheidungen treffen. Das ist so eine."
Dirk Brockmann, Leiter der Projektgruppe für epidemiologische Modellierung von Infektionskrankheiten am Robert Koch-Institut
Shownotes
Corona-Maßnahmen
Harter Lockdown: Was sich ändert und warum
vom 14. Dezember 2020
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Dirk Brockmann, Physiker und Leiter der Projektgruppe für epidemiologische Modellierung von Infektionskrankheiten am Robert Koch-Institut
Gesprächspartnerin: 
Ines Grunow, Deutschlandfunk Nova