Mächtige Luftfilter kosten mächtig viel Geld. Tatsächlich können sie Lüften und Masketragen nur ergänzen. Deutschlandfunk-Nova-Reporter Moritz Metz erklärt wie Luftreiniger funktionieren und worauf ihr beim Kauf und Einsatz achten solltet.

Einige Luftfiltergeräte können die gefürchteten Aerosole aus der Luft holen, die für die Verbreitung des Coronavirus Sars-CoV-2 verantwortlich sind. Trotzdem sollten wir weiter Masken tragen und in geschlossenen Räumen regelmäßig richtig Lüften. Deutschlandfunk-Nova-Reporter Moritz Metz erklärt wie die Luftreiniger funktionieren und worauf ihr beim Kauf und Einsatz achten solltet.

Wirksam gegen Feinstaub

Ursprünglich sind Luftfiltergeräte für Allergiker entwickelt worden, um Pollen oder Zigarettenrauch zu filtern. Es handelt sich dabei in der Regel um kastenförmige oder röhrenförmige Maschinen. Die einen lassen sich aufstellen, andere an die Wand hängen. In der Regel ist die Raummitte die günstigste Position.

"Sie haben alle gemein, dass Innen ein Gebläse die Raumluft ansaugt, meistens von unten, und oben saubere Luft wieder rauspustet."
Moritz Metz, Deutschlandfunk-Nova-Reporter über Luftfiltergeräte

Einer oder mehrere Ventilatoren blasen die Luft durch mehrstufige Filter. Diese sind in der Regel von grob- nach engmaschig angeordnet:

  • Vorfilter für Fusseln und Haare
  • feinere Filter für Feinstaub, Pollen
  • Aktivkohlefilter gegen Gerüche

Diese Filter können noch ergänz werden durch die Sterilisierung der Luft mit UV-C-Licht, eine Maßnahme, die eigentlich nur bei Geräten außerhalb des Privatbereichs zum Einsatz kommt, in Laboren beispielsweise. Das Umweltbundesamt lehnt den Einsatz von Filtergeräten mit UV-Licht aus gesundheitlichen und Sicherheitsgründen im nicht-gewerblichen Bereich ab.

Um Coronaviren und Partikel zu filtern braucht man mindestens High Efficiency Particulate Air-Filter (HEPA) der Klasse H13 oder H14. Durchschnittliche Lüftungsanlagen haben normalerweise nur Filter der Klassen F7 bis F9.

"Mit Filterklasse H13 und H14 filtern sie auch Corona-Aerosole gut."
Moritz Metz, Deutschlandfunk-Nova-Reporter über die Filterleistung bei Aerosolen

Wissenschaftler der Universität Frankfurt am Main haben in einem vollen Klassenzimmer vier Luftreiniger aufgestellt. Nach einer halben Stunde waren 90 Prozent weniger Aersole in der Luft nachweisbar als im Vergleichsraum ohne Luftreiniger. Damit reduziere sich die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung durch Aerosole massiv. Ihre Ergebnisse haben sie in einem Pre-Print-Paper
veröffentlicht.

"Wenn jemand neben mir sitzt und hustet, bringt ein Luftreiniger nichts. Deshalb weiter Masken tragen."
Moritz Metz, Deutschlandfunk-Nova-Reporter über die zweifelhafte Wirkung von Luftreinigern beim Infektionsschutz

Je nach Raumgröße muss das Gerät außerdem ausreichend Leistung erbringen. Von den Herstellern wird diese meist in Kubikmetern pro Stunde angegeben. Ein typisches Gerät kann in einer Stunde rund 300 Kubikmeter Luft filtern. In 15 Minuten filtert es die gesamte Luft in einem größeren Zimmer von 25 Quadratmetern mit einer Deckenhöhe von drei Metern.

Ersatzfilter können teuer sein

Günstige Geräte kosten etwa 200 Euro, Profigeräte können durchaus mehrere 1000 Euro kosten. Wichtig ist, die Kosten für Ersatzfilter zu bedenken. Sie können sich mit Feinstaub und Pollen rasch zusetzen. Besonders Zigarettenrauch verkürzt die Laufzeit der Filter massiv. Nach 100 Zigaretten hatte ein Gerät im Verfahren der Stiftung Warentest nur noch ein Fünftel der Filterleistung.

Das Lüften der Räume können die Geräte ohnehin nicht ersetzen. An der Luftfeuchtigkeit und dem Co2-Gehalt in Innenräumen ändern sie in der Regel kaum etwas. Entsprechend skeptisch zeigt sich das Umweltbundesamt in einer älteren Stellungnahme zu Luftfiltergeräten. Lüften sei immer noch der beste Weg, die Raumluft zu reinigen. Für die Bundesverbraucherzentrale ist ein Luftreiniger während der Pandemie immer hin eine mögliche Ergänzung zu anderen Vorsichtsmaßnahmen.

Shownotes
Technik gegen Viren
Luftreiniger – nur eine Ergänzung zum Lüften
vom 10. Oktober 2020
Moderatorin: 
Jenny Gärtner
Gesprächspartner: 
Moritz Metz, Deutschlandfunk-Nova-Netzbastler