Wasser, Saft, Bier ... die meisten Getränke gibt es auch in Pfandflaschen zu kaufen. Die große Ausnahme bisher: Wein. Das soll sich bald ändern.

Nicht nur, dass wir mit den leeren Weinflaschen jedes Mal zum Glascontainer latschen müssen, auch die Umweltbilanz leidet unter der Tradition von Wein in Einweg-Flaschen. Denn die müssen aufwendig eingeschmolzen werden.

"Viele Winzer*innen haben Angst, dass sich der Wein, gerade richtig teurer Wein, in einer Einheitsflasche schlechter verkauft."
Ann-Kathrin Horn, Deutschlandfunk-Nova-Wissensreporterin

Trotzdem haben sich viele Winzer*innen bisher hartnäckig gegen Pfandflaschen gewehrt. Das liegt vor allem daran, dass dafür eine einheitliche Flaschenform eingeführt werden müsste – viele aber gerade auf die individuelle Flaschenform ihres Weins Wert legen.

Dem Deutschen Weininstitut zufolge sind in Deutschland um die 100 verschiedene Flaschentypen im Umlauf. Zum einen liegt das auch an unterschiedlichen Traditionen: So wird etwa Riesling eher in schlanke Flaschen abgefüllt, andere Weine eher in bauchige oder kantige Flaschen. Eine Pfandflasche müsste einheitlicher und robuster sein. Viele befürchten, dass sie damit auch weniger elegant aussehen würde.

Einschmelzen verbraucht viel Energie

Für die Umwelt wäre eine Umstellung auf Pfandflaschen allerdings deutlich besser. Beim Einschmelzen der Einwegflaschen wird viel Energie gebraucht: Allein die Weinflasche ist für fast die Hälfte der Treibhausgase in der Weinproduktion verantwortlich. Das bedeutet: Für die Flaschenherstellung wird genauso viel Treibhausgas ausgestoßen wie beim Anbau, der Lese, der Gärung und dem Transport zusammen.

"In Baden-Württemberg soll es das erste geschlossene Pfandsystem für Wein geben: eine grüne 0.75-Liter-Flasche, unten bauchig und oben ein längerer schmaler Hals."
Ann-Kathrin Horn, Deutschlandfunk-Nova-Wissensreporterin

Weil diese Bilanz ziemlich schlecht ist, gibt es nun doch einige Winzer*innen und Winzergenossenschaften, die für die Einführung eines Mehrweg-Systems sind. Zwar sammeln bereits einige Winzer*innen, ihre eigenen leeren Flaschen und befüllen sie wieder neu, das ist aber sehr aufwändig.

In Baden-Württemberg soll es deshalb ein erstes geschlossenes Pfandsystem geben. Bei diesem Projekt machen zehn größere Weinbetriebe mit. Zusammen macht ihre Rebfläche etwa fünf Prozent der Weinanbaufläche Deutschlands aus. Jeder Weinbetrieb kann allerdings mit einsteigen.

Pfandflaschen lohnen sich auch finanziell

Eine Einwegflasche kostet einen Winzer im Moment je nach Design 30 bis 80 Cent. Die einheitliche Pfandflasche soll ungefähr 40 Cent kosten. Pro Flasche kommen dann noch mal 15 bis 20 Cent für Transport und Spülen dazu. Finanziell lohnt sich das ab dem Zeitpunkt, wenn eine Flasche fünf bis sieben Mal genutzt wird. Dann ist die Pfandflasche für die Weinhersteller billiger als Flaschen neu zu kaufen.

Zusätzlich gilt sowieso: Je höher die Energie-Preise sind, desto teurer ist auch das Glas-Einschmelzen und desto mehr lohnt sich ein Pfandsystem.

  • Moderatorin: Ilka Knigge
  • Gesprächspartnerin: Ann-Kathrin Horn, Deutschlandfunk-Nova-Wissensreporterin