Viele verbinden mit Mathematik ein ungeliebtes Schulfach und vermeiden es im späteren Leben, sich damit zu beschäftigen. Dabei begegnet uns Mathe jeden Tag. Und, auch wenn mit dem Smartphone ein Taschenrechner immer griffbereit ist, sollten wir einige Grundkenntnisse drauf haben.
Mathe löst bei vielen von uns ein ungutes Gefühl aus. Wir erinnern uns an schlechten Mathe-Unterricht oder bekommen bereits in der Jugend vermittelt, dass es okay ist, Mathe nicht zu mögen. In einem regelmäßigem Test, werden die Mathe-Grundkenntnisse von Erwachsenen abgefragt: Die Aufgaben werden so gestellt, dass jede*r sie beantworten können sollte. Doch die Kenntnisse vieler Erwachsene sind erstaunlich mangelhaft.
"Was 79 + 25 ergibt, können 98 Prozent noch korrekt beantworten. Erschreckend schlecht waren die Ergebnisse der Frage: 'Ein Aquarium hat die Maße 50cm x 30cm x 40 cm. Wie viele Liter Wasser passen dort hinein?'"
Ulrich Kortenkamp, Professor für Mathematik an der Universität Potsdam, hat den Test mitentwickelt. Einfache Additionsaufgaben bekommen viele noch gut hin, sagt er. Schwieriger wird es dann schon bei Aufgaben, in denen etwa Maßeinheiten eine Rolle spielen.
An zu viel Druck kann es bei dem Test jedenfalls nicht liegen: Die Teilnehmer*innen konnten die Aufgaben ohne Zeitbegrenzung und mit Taschenrechner lösen. Trotzdem wurden am Ende viele der Aufgaben falsch beantwortet oder ausgelassen.
Apps ersetzen nicht Wissen
Heutzutage ist unendliches Wissen jederzeit griffbereit: Was wir selbst nicht lösen können, das erledigen Suchmaschinen im Internet oder künstliche Intelligenz. Darauf sollten wir uns aber nicht verlassen, findet der Mathematikprofessor. Denn, obwohl Apps und das Internet uns die Antworten in Sekundenschnelle liefern können, überprüfen und einschätzen müssen wir die Antworten selbst. Dafür brauchen wir Strategien und Grundkenntnisse.
"Ohne Grundkenntnisse fehlt es mir an einer eigenständigen und selbstbestimmten Teilhabe an der Gesellschaft."
Ohne dieses Grundverständnis fehle es an selbstbestimmter Teilhabe – schließlich müssen wir uns dann stets auf andere verlassen. Dabei muss es sich gar nicht immer um das Lösen von Rechenaufgaben handeln: Gerade in Finanzthemen wird Mathe wichtig, um lebensbezogene Entscheidungen treffen zu können.
Im Test wurde etwa die Frage gestellt: Wenn eine Aktie um 10 Prozent steigt und dann wieder um 10 Prozent abfällt, haben Sie dann mehr oder weniger als vorher? Solche Fragen sollte jede*r allein vom Gefühl schon richtig beantworten können, um nicht etwa auf manipulative Werbung auf Sozialen Medien hereinzufallen, findet Ulrich Kortenkamp.
Für Mathe ist es nicht zu spät
Vielen Erwachsenen fehlt aber dieses Grundverständnis – und die Erfahrungen aus der Jugend halten sie davon ab, ihr Wissen aufzupolieren. Dafür ist es nicht zu spät, sagt der Mathematikprofessor.
Zuerst sollten sich diese Erwachsenen klarmachen: Die Prüfungssituation ist vorbei. Die Mathe-Skills sind nicht mehr entscheidend für eine Versetzung oder einen Abschluss. Das heißt, wir können ohne Druck an die Sache herangehen.