Viele Innenstädte sind überfüllt mit Autos: Gegen den Stau setzt New York auf eine Maut. Für bessere Luft sind Fahrverbote effektiver, sagt unser Reporter.

Als erste Metropole in den USA will New York eine Fahrzeugmaut einführen. Die Regierung des Bundesstaates New York hat das elektronische Abgabesystem für den unteren Teil Manhattans bereits verabschiedet, wie die New York Times berichtete.

Nach Angaben der Zeitung ist mit der Einführung der Maut nicht vor 2021 zu rechnen. Für eine Autofahrt zwischen der 60. Straße unterhalb des Central Parks und dem Battery Park am unteren Inselzipfel könnten dann umgerechnet 8,90 Euro anfallen. Die Einnahmen sollen in den öffentlichen Nah- und Regionalverkehr fließen.

New York: Maut ist mehrheitsfähig

Unser Reporter Sebastian Sonntag sagt, dass es durchaus Proteste gegeben habe, aber keine besonders heftigen. Die Akzeptanz in der Bevölkerung sei gestiegen. Nicht zuletzt dank New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio. Der hatte im Februar 2019 erklärt, dass mit den Einnahmen der Maut im unteren Teil Manhattans vor allem die chronisch unpünktliche und völlig veraltete U-Bahn saniert werden soll. Und das kommt bei einer Mehrheit der Bürger in New York gut an.

"Jetzt hat es eine Mehrheit gegeben, weil auch die Akzeptanz in der Bevölkerung gestiegen ist."
Sebastian Sonntag, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Und die Autofahrer in New York sind hohe Kosten gewohnt. Viele Brücken in Richtung Innenstadt kosten schon Maut. Und parken in New York kann für wenige Stunden schnell umgerechnet 40 Euro kosten. In New York geht es vor allem um den Verkehrsfluss. Im Durchschnitt fahren Autos in Manhattan 7,5 Stundenkilometer. Zwischen 2010 und 2015 nahm die Durchschnittsgeschwindigkeit kontinuierlich ab. Das kann eine Innenstadtmaut in den Griff bekommen. Das zeigen die Beispiele London oder Stockholm, wo es schon länger eine Maut gibt, deren Höhe abhängig von der Tageszeit ist.

"Im Durchschnitt fahren die Autos in Manhattan 7,5 km/h. Da ist fahren ein optimistisches Wort."
Sebastian Sonntag, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

In der Rushhour kostet es besonders viel, sonst weniger und nachts gar nichts. Dadurch ist in beiden Städten der Verkehr um ungefähr 30 Prozent zurückgegangen. Das scheint auch die Grenze zu sein. Als London die Mautpreise um 60 Prozent erhöht hat, habe sich das auf die Zahl der Autos kaum ausgewirkt, sagt Sebastian. Eine Maut kann dem Stau in Innenstädten also nur begrenzt entgegenwirken.

Gebühr abhängig von der Tageszeit

Werden die Mauteinnahmen in den öffentlichen Nahverkehr investiert, wie das in Stockholm bereits passiert, dann macht das den öffentlichen Nahverkehr attraktiver und den Verzicht aufs Autofahren auch.

Wegen der mangelhaften Luftqualität in einer Vielzahl von Städten – Stichwort Luftqualität -, werden auch in Deutschland Mautgebühren diskutiert, teilweise wurden Fahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge bereits ausgesprochen.

Mautgebühren sind nicht so wirkungsvoll wie Fahrverbote. Klaus Bogenberger und Benedikt Bracher haben für München ausgerechnet, was eine Innenstadtmaut für die Luftqualität bedeuten würde. In ihrem Modell wurde die Feinstaubbelastung um 4 Prozent gesenkt. Die Belastung durch Stickoxid und CO2 jeweils um etwa 2 Prozent.

Mehr zum Thema:

Shownotes
Maut versus Fahrverbote
Für bessere Luft in der City
vom 03. April 2019
Moderatorin: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Sebastian Sonntag, Deutschlandfunk-Nova-Reporter