Igel, Siebenschläfer, manche Vögel und auch Bären machen es: Sie halten Winterschlaf. Mediziner und Astronomen erforschen das Phänomen und hoffen, es auch beim Menschen anwenden zu können.

Winterschlaf - oder Torpor - ist eine Art Energiesparmodus, in den sich manche Lebewesen begeben können. Dazu gehören, Igel, Bären und auch Vogelarten wie Kolibris. Voraussetzung für den Winterschlaf ist, dass die Tiere ihre Körpertemperatur selbst steuern können. Das heißt, im Körper von Winterschläfern laufen Prozesse ab, durch die der Stoffwechsel gezielt heruntergefahren wird und die Körpertemperatur sinkt. 

Seltene Fälle von Winterschlaf bekannt

Bisher gibt es nur wenige Berichte, dass Menschen, die unter Lawinen verschüttetet wurden oder ins Wasser gefallen waren, in eine Art Winterschlaf gefallenen seien und dadurch überlebt hätten, berichtete das British Medical Journal.

"Wenn ein Astronaut Torpor macht, dann kann ich die Körpertemperatur relativ hoch halten, und der spart dann einfach nur Energie ein."
Gerhard Heldmaier, ESA-Forschungsgruppe zu Winterschlaf

Wenn man des Phänomen des Winterschlafs auf den Menschen übertragen könnte, würde das der Medizin und Astronomie unglaubliche Möglichkeiten eröffnen: Raumfahrtagenturen müssten wesentlich weniger Treibstoff, Nahrungsmittel und Sauerstoff einplanen. Das würde die Kosten stark senken. Das könnte für zukünftige Mars-Missionen, die mehrere Monate oder Jahre dauern, eine große Rolle spielen.  

"Die Energieersparnis ist ein großer Faktor: Also wenn man es vom Bären überträgt: Der spart etwa 75 Prozent Energie ein im Winterschlaf."
Gerhard Heldmaier, ESA-Forschungsgruppe zu Winterschlaf

Es könnte sogar Leben retten, wenn ein Unfallopfer oder ein zu transplantierendes Organ in den Energiesparmodus des Winterschlafs versetzt werden könnte. Dadurch hätte man mehr Zeit gewonnen, um die nächste Notaufnahme zu erreichen. 

Winterschlaf ist eine Extremsituation

Wenn der Winterschlaf auf den Menschen übertragen werden könnte, dann gäbe es trotzdem noch einige Besonderheiten des Torpors, mit denen sich Wissenschaftler befassen müsste. Winterschlaf gilt als anstrengend für einen Organismus. Forscher haben Tiere beobachtet, die aus dem Winterschlaf aufgewacht sind und dann wieder schlafen mussten, weil sie erschöpft waren. Bei Eichhörnchen haben Wissenschaftler auch einen Gedächtnisverlust nach dem Schlaf festgestellt.

Winterschlaf lässt Vergessen

"Übertragen auf Astronauten hieße das natürlich: Man läuft Gefahr, wenn man Astronauten in Winterschlaf versetzt, dass sie zwar am Mars ankommen mit wenig Sauerstoffverbrauch, aber nicht mehr wissen, was sie da sollten", sagt Thomas Ruf von der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

Shownotes
Hoffnung der Astronomie
Astronauten in den Winterschlaf versetzen
vom 02. Mai 2017
Moderatorin: 
Tina Kießling
Gesprächspartner: 
Lennart Pyritz, Deutschlandfunk Nova