Mehrere Sprachen zu können, ist an sich schon schlau. Aber tatsächlich hilft das auch dabei, sich besser zu erinnern, weil mehr Verknüpfungen im Hirn erzeugt werden.
Wer mehr als eine Sprache spricht, verfügt über zusätzliche Verknüpfungen im Gehirn zwischen Sprache und visuellen Eindrücken. Das fördert die Aufmerksamkeit und somit auch das Erinnern. Das hat ein US-Wissenschaftsteam mit einer Studie nachgewiesen. An der Studie haben 42 Personen teilgenommen, die ausschließlich Englisch sprechen, sowie 84 Menschen, die zusätzlich Spanisch auf hohem oder niedrigem Niveau beherrschen.
Bei ihrer Untersuchung sind die Forschenden davon ausgegangen, dass unser Gehirn ähnlich klingende Wörter aktiviert, wenn wir ein bestimmtes Wort hören. Den Teilnehmenden haben sie eine visuelle Suchaufgabe gestellt, um so herauszufinden, ob diese sprachliche Aktivierung ähnlich bei der Erinnerung von Objekten abläuft.
Mehr Erinnerung durch Mehrsprachigkeit
Dafür sollten die Teilnehmenden aus verschiedenen Objekten das heraussuchen, dessen Bezeichnung sie auf Englisch hörten. Beispiel: Das englische Wort Candle bedeutet Kerze. Vom Klang her ähnelt das Wort aber auch dem englischen Candy, Süßigkeit, und dem spanischen Candado, Vorhängeschloss.
Anschließend sollten die Teilnehmenden aus mehreren Objekten diejenigen auswählen, die sie schon einmal gesehen hatten. Personen, die nur Englisch sprechen, haben dann vor allem die Kerze und die Süßigkeit ausgesucht. Personen, die auch Spanisch sprechen, haben auch das Vorhängeschloss gewählt.
"Die Leute, die mehr Sprachen sprechen, in diesem Fall Spanisch, konnten dann auch mehr Wörter erinnern."
Das hängt damit zusammen, wie das Gehirn Information verarbeitet, sagt Neurowissenschaftler Henning Beck. Wissen werde nicht einfach irgendwo gespeichert, sondern die Informationsverarbeitung läuft über mehrere Kanäle, im Fachjargon heißt das multimodal.
Vergrößerung des Netzwerks
Je mehr Sinneseindrücke und Kanäle wir haben, desto breiter ist unser Netzwerk. Beim Wort Kerze würde jetzt nicht die eine Nervenzelle für "Kerze" anspringen, sondern wir verbinden im Gehirn damit den Klang, die Buchstaben, das Bild von einer oder mehreren Kerzen, die Erinnerung an eine bestimmte Kerze. Wenn diese Laute des Worts mit anderen Klängen oder Lauten oder optischen Ähnlichkeiten sich überlappen, wird es besser erinnert, weil das Erinnerungsnetzwerk größer ist, erklärt der Neurowissenschaftler.
Verbesserung der Gedächtnisbildung
Beim Spracherwerb kommt aber noch eine andere Fähigkeit hinzu, sagt Henning Beck. "Wenn man viel weiß, kann man leichter neues Wissen anbauen, das ist nichts Neues in der Wissenschaft", so der Neurowissenschaftler. Auf die Fremdsprachen bezogen bedeutet das: Die erste Sprache, ist am schwersten zu lernen, bei der zweiten ist es schon leichter und so weiter, "weil neues Wissen immer an altem Wissen andockt", sagt Henning Beck. Durch das Fremdsprachenlernen wird die Gedächtnisbildung mit der Zeit immer besser.
"Je mehr Sprachen du sprichst, desto besser sollte auch die Gedächtnisbildung im Laufe der Zeit sein."
Durch die Sprachenvielfalt könnte sich auch unsere Wahrnehmung von Wörtern und Begriffen verändern und weiten. Beispielsweise ist der Mond auf Deutsch männlich, während la Luna im Spanischen weiblich ist. Eine derartige Wahrnehmungsvielfalt könnte auch für mehr Kreativität sorgen.