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Eine Studie von US-Militärwissenschaftlern legt nahe, dass mit Hilfe von elektrischer Hirn-Stimulation die mentale Leistung etwa von Drohnen-Piloten verbessert werden kann.

Die Studie der Militärwissenschaftler von der Wright-Patterson Air Force Base in Ohio zeigt auf, dass die Leistungsfähigkeit von Soldaten schon kurz nach Arbeitsbeginn rapide nachlassen kann. Vor allem wenn der Job sehr anspruchsvoll ist wie beispielsweise bei Drohnen-Piloten.

"Der Job verlangt, dass man über einen langen Zeitraum sehr aufmerksam und multitaskingfähig ist. Gleichzeitig ist der Job auch extrem monoton."
Martina Schulte, DRadio-Wissen-Netzreporterin

Bisher versucht die Armee, diese natürliche menschliche Ermüdung mit Medikamenten zu überwinden. Zum Beispiel mit Modafinil oder Ritalin. Das sind Medikamente, die die Aufmerksamkeit steigern. Ritalin wird auch bei ADHS verschrieben.

Neuronen-Feuerwerk: "Transcranial direct current stimulation"

Solche Medikamente haben starke Nebenwirkungen. Deshalb schlagen die Autoren der Studie vor, auf elektrische Hirnimpulse zu setzen. In der Fachzeitschrift "Frontiers in Human Neuroscience" schreiben sie, dass die Technologie, die als "transcranial direct current stimulation" (tDCS) bekannt ist, einen "nachhaltigen Effekt" auf die Aufmerksamkeit habe.

"Ein Hirnstimulator-Set besteht aus fünf Elektroden, die schwachen elektrischen Strom durch die Schädeldecke in die Hirnrinde transportieren."
Martina Schulte, DRadio-Wissen-Netzreporterin

Durch diese Impulse werden die Nervenzellen angeregt und feuern Signale ab. Und dieses kleine Neuronen-Feuerwerk kann, sagen die Militärwissenschaftler, die kognitiven Fähigkeiten steigern. In der US-Army ist das tDCS bereits getestet worden. In Virtual-Reality-Simulationen waren die Soldaten dadurch eher in der Lage, Scharfschützen zu entdecken, als die Kollegen, die dies nur mit Hilfe ihrer normalen menschlichen Fähigkeiten versuchten.

"Sicherer als die Medikamente"

Die Autoren der Studie behaupten, die Stimulation der Nervenzellen habe keine unmittelbaren schädlichen Nebenwirkungen. Experten warnen dagegen im Guardian, weil noch nicht erforscht sei, welche Langzeitwirkungen solche Hirnstimulationen haben können. Sie kritisieren auch, dass die Soldaten keine Entscheidungsfreiheit über den Einsatz der Stimulation haben, sobald die tDCS-Ausrüstung vom US-Militär abgenommen und als militärisch geeignet eingestuft worden sei.

"Bevor man so etwas verpflichtend macht, müssen die Langzeitfolgen wesentlich besser erforscht sein."
Neil Levy, stellvertretende Direktorin des Oxford Centre for Neuroethics

Andere Wissenschaftler sorgen sich, was passiert, wenn die Erkenntnisse aus der Armeestudie auf andere Gesellschaftsbereiche übertragen werden. Die Technologie ist derzeit noch völlig unreglementiert und frei zugänglich im Netz zu kaufen oder sogar aus simplen Bauteilen selber zusammenzubauen.

"Wenn man die elektrischen Impulse zu stark einstellt, kann man damit sein Hirn nachhaltig schädigen."
Martina Schulte, DRadio-Wissen-Netzreporterin
Shownotes
Militärwissenschaft
Fit durch Mini-Elektroschocks?
vom 10. November 2016
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Martina Schulte, DRadio-Wissen-Netzreporterin