• Deutschlandfunk App
  • ARD Audiothek
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • Abonnieren

Warner Music ist das erste große Label, das einen Plattenvertrag mit einem Algorithmus abgeschlossen hat. Der Musik-Algorithmus komponiert beruhigende Musik für den Alltag und wählt sie individuell aus.

Die App Endel ist sozusagen das zu Hause des Musik-Algorithmus mit Plattenvertrag. Sie wurde in Berlin entwickelt mit dem Ziel, uns armen, gestressten, modernen Menschen via Smartphone und Smartspeaker wieder ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen - und zwar, indem sie uns beruhigende Musik vorspielt. Beruhigende Musik, die genau an unsere aktuelle Situation angepasst ist. Dafür benötigt der Algorithmus natürlich jede Menge persönlicher Daten. 

Die App möchte zum Beispiel auf Informationen zu unserer Pulsfrequenz zugreifen, zu unserem Standort oder zum Wetter. Die verraten dem Algorithmus, ob wir gerade laufen, herumliegen, uns draußen bewegen oder drinnen am Computer daddeln. Dazu gibt es dann eben individuell ausgewählte Musik wie beispielsweise den Track Cloudy Afternoon

"Außer Cloudy Afternoon hat der Algorithmus der Endel App auch noch die Smashhits Rainy Night, Cloudy Night oder Foggy Morning geschrieben."
Netzreporterin Martina Schulte ist mäßig überzeugt von den Endel-Kompositionen

Warner Music hofft nun, dass sich die Tracks gut verkaufen. Fünf Alben hat Endel bereits bei Spotify und Apple Music rausgebracht, die alle mit der Stimmung "Sleep" korrespondieren. Mit Warner sollen jetzt 15 weitere Alben produziert werden, die zum Beispiel zu den Stimmungen "Relax", "Focus" oder "On-The-Go" passen. Diese 15 Alben sollen alle noch 2019 veröffentlicht werden, fünf weitere sollen später folgen. Damit ist Endel in Gesellschaft von Künstlern wie Madonna, Coldplay oder Bruno Mars, die ebenfalls alle bei Warner unter Vertrag stehen.

Das Ende echter Musiker?

Endel-CEO Oleg Stavitsky sagte dem Rolling Stone Magazin, seine Firma wolle die Art und Weise verändern, wie wir unsere Umgebung wahrnehmen. Denn Endel-User können sich nicht nur bereits fertige Stücke anhören. Sie können auch selber mit Endel komponieren. Denn in der Endel-Datenbank sind tausende Sounds, die der Algorithmus zu Audiostücken montiert. Und die können User individuell anpassen. Damit ließe sich, so Oleg Stavitsky, eine Art Sound des Tages generieren.

"Das alles soll dir dabei helfen, ruhiger und gelassener zu werden oder nach einem stressigen Tag mit vielen Terminen Ruhe zu finden."
Netzreporterin Martina Schulte

Die Idee dahinter ist, User so von der Endel-App zu begeistern, dass sie die Basis-Tracks der App bei Warner kaufen. Der Leiter der "ART Music"-Abteilung bei Warner, Kevin Gore, ist jedenfalls davon überzeugt, dass es Menschen gibt, denen diese Alben Spaß machen. Wer jetzt Angst hat, dass MusikerInnen in Zukunft überflüssig werden, sollte einen Blick ins Keyboards-Magazin werfen. Denn die geben erstmal Entwarnung.

"Hört man sich die bisherigen meist New Age-artigen Ergebnisse an, kommt man zu dem Schluss, dass Musiker zukünftig weiterhin benötigt werden."

Mehr bei Deutschlandfunk Nova:

Shownotes
Musik
Algorithmus staubt Plattenvertrag ab
vom 26. März 2019
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Martina Schulte, Deutschlandfunk Nova Netzreporterin