Manche Menschen wünschen sich eine bessere Kontrolle von Algorithmen, obwohl sie gar nicht wissen, was das ist. Ihre Sorge ist aber nicht unberechtigt. Eine Erklärung, was Algorithmen sind und warum sie transparent sein müssen.

In einer repräsentativen Umfrage innerhalb der EU hat die Bertelsmann Stiftung herausgefunden, dass etwa jeder zweite EU-Bürger nicht weiß, was ein Algorithmus ist. Drei Viertel geben aber an, dass Algorithmen besser kontrolliert werden sollten. Heißt: Es gibt Menschen, die nicht wissen, was ein Algorithmus ist, bei dem Begriff aber trotzdem ein ungutes Gefühl haben.

Wer weiß: Vielleicht ist die Sorge ja berechtigt. Wir versuchen eine Erklärung.

"Algorithmus heißt erst einmal nichts anderes als: Du hast eine Folge von Anweisungen, mit denen du ein Problem lösen willst."
Johannes Döbbelt, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Ein Algorithmus ist erstmal nur eine Handlungsvorschrift zur Lösung eines Problems, eine Art Anleitung.

Auch eine Rechenformel ist ein Algorithmus, der Satz des Pythagoras beispielsweise, mit dem man die Seiten eines rechtwinkligen Dreiecks ausrechnen kann. Ein Algorithmus ist also "immer eine bestimme, systematische Vorgehensweise, um ein Problem zu lösen", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Johannes Döbbelt.

Zwar kann ein Algorithmus im Prinzip überall aufgestellt werden, fast immer meinen wir damit heutzutage aber eine Vorgehensweise, um ein Problem in der Informatik zu lösen. Es geht also um etwas, das programmiert werden kann.

Algorithmus entscheidet - oder doch nicht?

Kompliziert wird es beispielsweise mit dem Google-Algorithmus oder bei Facebook, wo der Algorithmus jeweils entscheidet, was uns bei einer Suche oder unserem Feed angezeigt wird. Kompliziert ist auch der Algorithmus einer Auto-Versicherung, der entscheidet, wie teuer der Versicherungstarif wird.

"Bei Facebook oder anderen sozialen Medien führt der Algorithmus dazu, dass du in deiner Filterblase hängen bleibst", sagt Johannes Döbbelt. Noch problematischer wird es, wenn Firmen beispielsweise die Vorauswahl ihrer Bewerber einen Algorithmus erledigen lassen. Jeder Algorithmus ist schließlich nur so gut oder schlecht, wie er programmiert wurde.

Und damit wären wir bei einer wichtigen Erkenntnis: Algorithmen werden von Menschen programmiert. Und die können dem Algorithmus die Kriterien vorgeben, nach denen der Algorithmus sich richten muss - zum Beispiel, wie wichtig bei einer Autoversicherung ist, ob das Auto in einer Garage steht oder nicht.

Wenn der Algorithmus lernt

Neben fest programmierten Algorithmen gibt es aber auch solche, die selbst dazu lernen und die sozusagen selbst ihre Kriterien aufstellen, wonach entschieden wird.

Amazon zum Beispiel hat seine Bewerber einmal testweise per Algorithmus bewerten lassen. Die Entwickler haben nach einiger Zeit gemerkt, dass der Algorithmus sich selbst beigebracht hatte, Männer zu bevorzugen.

Der Grund: Der Algorithmus hatte sich an den Bewerbungen der vergangenen zehn Jahre bei Amazon orientiert - und da hatten sich einfach mehr Männer als Frauen beworben und sind auch häufiger eingestellt worden. Diese Algorithmen verändern sich also ständig, weil sie selbst dazu lernen.

"Es gibt auch Experten, etwa von den Verbraucherzentralen, die sagen: Wir bräuchten so etwas wie einen TÜV für Algorithmen. Zumindest da, wo Menschen diskriminiert werden könnten und wo es um sensible Daten geht."
Johannes Döbbelt, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Sollten wir nun Algorithmen besser kontrollieren? Das ist schwierig, meint Andreas Bogk vom Chaos Computer Club - aber mit einer gewissen Transparenz sei schon viel gewonnen: Zum Beispiel, wenn man erfahren könnte, wo Algorithmen eingesetzt und mit welchen Daten sie gefüttert werden.

Am Ende geht es bei Algorithmen nämlich fast nie um den Algorithmus selbst, sondern um die Entscheidungen, die Unternehmen und Organisationen treffen, die die Algorithmen am Ende nur noch ausführen.

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Shownotes
Programmcodes
Was ein Algorithmus ist - und warum wir das wissen sollten
vom 06. Februar 2019
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartner: 
Johannes Döbbelt, Deutschlandfunk-Nova-Reporter