Japan ist der zweitgrößte Musikmarkt der Welt - und aus deutscher Sicht ein bisschen seltsam: CDs werden gerne gekauft, Musikstreaming ist nicht das ganz große Ding. Und japanische Konsumenten hören vornehmlich Musik von Japanern oder japanischen Animefiguren. Unser Reporter Sebastian Witte war dort und hat sich in der Szene umgehört.

Im Jahr 2017 wurden in Japan rund 152 Millionen CDs verkauft. Weniger als 30 Prozent davon kamen von ausländischen Musikern. Zumeist gehen CDs von japanischen Künstlern über den Ladentisch. Zum Beispiel die von AKB48 - einer japanische Band, die aus 48 jungen Sängerinnen besteht. Ihre Shows sind in Japan große Ereignisse, ihre Songs waren in den letzten acht Jahren immer die meist verkauften Singles im Land.

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Während in den deutschen Singlecharts rund 60 Prozent der Songs von internationalen Künstlern stammen, setzt man in Japan auf Japanisches. Und Kei Sakuragi hat dafür eine Erklärung: Er arbeitet bei Space Shower Music in Tokio. Das ist eine große Plattenfirma und gleichzeitig ein Musiksender.

Kei Sakuragi, Space Shower Music in Tokio
© Deutschlandfunk Nova | Sebastian Witte
Kei Sakuragi arbeitet bei Space Shower Music und Felicity Records in Tokio

Kei Sakuragi sagt: Viele Japaner sprechen kaum Englisch. Darum hören sie lieber Songs, die in ihrer Sprache aufgenommen sind.

"Die Sprache ist bei den Songs sehr wichtig, auch wenn die japanischen Bands oft nicht so bedeutsame Texte singen."
Kei Sakuragi über die Verständlichkeit japanischer Songtexte

Internationale Stars wie Ed Sheeran, Ariana Grande oder Bands aus Korea verirren sich in die japanischen Singlecharts nur manchmal. Die beste internationale Band 2018 sind die Beatles. John, Paul, George und Ringo haben dieses Jahr den "Japan Gold Disc Award" für die meisten Verkäufe bekommen. Vermutlich läge das an den vielen älteren Käufern, die Musik von früher hören, meint Sakuragi. 

Gutscheine in der CD

Aber nicht nur ältere Musik wie die von den Beatles würde auf CD verkauft. In den Plattenläden gäbe es etagenweise CDs aller Musikrichtungen. Auch die J-Pop- und J-Rock-Abteilung sind dort zu finden, so Sakuragi. Die Zielgruppe dieser beiden Musikrichtungen sei jung und sie kaufen wegen der Merchandises, die es zu den CDs gibt: Viele Boy- und Girlgroups packen in ihre CDs nämlich Gutscheine. So können Käufer zum Beispiel einmal im Jahr ein Lieblingsmitglied wählen oder kurze Treffen mit den Stars gewinnen.

"Und es gibt die J-Pop- und J-Rock-Abteilung. Hier kaufen junge Leute die CDs wegen des Merchandise."
Kei Sakuragi über Fanbindung

Anime mit solider Fanbase

Diese Art der Fanbindung und auch das Einbinden der Hörer funktioniere sehr gut bei der Künstlerin Hatsune Miku, sagt der Musikjournalist Patrick St. Michel aus Tokio. Hatsune Miku ist ein J-Pop-Star, der ohne Fans nicht einmal existieren würde. Die Sängerin spielt große Konzerte und ist seit zehn Jahren wirtschaftlich erfolgreich. Nur ein Mensch ist sie nicht: Hatsune Miku ist eine Animefigur und ein Hologramm. Fans können mit einer Software Songs für sie schreiben und sie damit auch singen lassen, was sie wollen, sagt Patrick St. Michel.

In Japan ist aber noch etwas wichtig für die Musikkarriere: das Fernsehen. Während Viva in Deutschland gerade gestorben ist, feiern Sender wie Space Shower TV oder M-On in Japan weiter erfolgreich Musikshows ab. Und auch im normalen TV-Programm können die Plattenfirmen ihre Musik gut bewerben. So ändern manche Animeshows mehrmals jährlich ihren Eröffnungs- oder Abspannsong - und der wird dann nicht selten zum Erfolg. 

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Shownotes
Musikindustrie in Japan
Im Land der CDs und Animes
vom 17. Juli 2018
Moderator: 
Markus Dichmann
Autor: 
Sebastian Witte, Deutschlandfunk Nova