Haaaatschiii! Im Frühling niesen besonders viele Menschen und reiben sich die geröteten Augen. Der Grund: Heuschnupfen. Was passiert, wenn wir nichts machen? Die gute Nachricht: Sehr oft ist es möglich, die Symptome in den Griff zu bekommen.

Unter Heuschnupfen (Pollinosis) versteht man eine Allergie gegen Pollen, also gegen den Blütenstaub von Pflanzen. Allergien gehören in Deutschland zu den häufigsten chronischen Krankheiten. Etwa fünf Millionen Deutsche leiden unter einer Pollenallergie.

Martin Wagenmann, Professor für Allergologie an der Uniklinik Düsseldorf und andere Allergologen beobachten: Die Schwere der Symptome von Heuschnupfen nimmt zu, aber die Aufklärung in der Bevölkerung über die damit verbundenen Gefahren bleibt gleich. Die Erkrankung wird daher falsch eingeschätzt, so der Allergologe.

"Das ist in der Tat frappierend, wie falsch das eingeschätzt wird, diese Erkrankung."
Martin Wagemann, Professor für Allergologie an der Uniklinik Düsseldorf

Die Auswirkungen von unbehandeltem Heuschnupfen können sein:

  • chronische Nasen-, Nasennebenhöhlen- und Stirnhöhlen-Entzündungen
  • allergisches Asthma
  • mögliche Spätfolgen: Herz-Kreislauferkrankungen

Neuere Forschungen zeigen: Heuschnupfen mindert die geistige Leistungsfähigkeit und beeinträchtigt die Aufmerksamkeit. Allergische Erkrankungen sind demnach für bis zu sieben Prozent bestimmter Verkehrsunfälle verantwortlich.

Neue Behandlungen von Heuschnupfen

Inzwischen gibt es gegen alle Allergien wirksame Medikamente, sagt Martin Wagenmann. Außerdem wurde eine neue Generation von Antihistaminika entwickelt, die nicht müde machen – das war früher oft eine lästige Nebenwirkung.

Moderne Cortisonsprays ohne Nebenwirkungen

In den meisten Fällen ist aber auch die wirksamste Behandlung eines allergischen Schnupfens nicht das Antihistaminikum, sondern ein Cortisonspray: Es bekämpft die Entzündung und macht die Nasenschleimhaut nicht kaputt. Und die modernen Cortisonsprays haben keine Nebenwirkungen wie Cortisonspritzen oder -tabletten. Dadurch können sie auch Wochen, Monate oder Jahre eingesetzt werden, sofern das nötig ist.

"Wir haben mittlerweile gegen alle Allergien wirksame Präparate, wo wir mit großer Sicherheit sagen können, dass sie bei den meisten der zu behandelnden Patienten einen positiven Effekt haben."
Martin Wagenmann, Professor für Allergologie an der Uniklinik Düsseldorf

Außerdem gibt es inzwischen eine Allergenimmuntherapie (früher hieß sie Desensibilisierung). Die Dauer beträgt ein bis drei Jahre und die Erfolgsaussichten sind hoch. Die Präparate, die bei der Allergenimmuntherapie genutzt werden, sind inzwischen viel wirksamer.

Gute Erfolgsaussichten mit Maßnahmen-Mix

Um gut mit der Allergie leben zu können, schlägt Martin Wagenmann einen Mix aus verschiedenen Maßnahmen vor:

  • Allergenimmuntherapie
  • Bekämpfung akuter Symptome mit Antihistaminika und/oder Cortisonspray
  • Lebensumstände in den Blick nehmen und den allergieauslösenden Pollen aus dem Weg gehen

Bessere Pollenvorhersagen

Es gibt auch gute Neuigkeiten bei den Pollenvorhersagen. In Bayern gibt es ein Projekt, bei dem viel engmaschiger Pollenmessstationen verteilt werden. Die Messstationen können einzeln abgerufen werden. Außerdem sind die Trends der verschiedenen Jahre oder einzelner Städte abrufbar.

Bislang funktioniert die Pollenvorhersage oft noch sehr grobmaschig. Zum Teil basiert sie auf Daten, bei denen Pollen von Hand bestimmt und gezählt werden. Manche Vorhersagen basieren wiederum auf reinen Hochrechnungen aufgrund von Wetter- und Vegetationsdaten.

Was lange Zeit sehr ungenau lief, könnte aber künftig nun mithilfe von Bilderkennung und künstlicher Intelligenz zuverlässigere Daten für Allergiker*innen liefern.

Shownotes
Allergien
Was gegen Heuschnupfen wirklich hilft
vom 05. April 2024
Moderatorin: 
Caro Nieder
Autor: 
Stephan Beuting, Deutschlandfunk-Nova-Reporter
Experte: 
Martin Wagenmann, Professor für Allergologie an der Uniklinik Düsseldorf