Wie viel Druck hält eine Thuja-Hecke aus? Das haben Forscher getestet. Sie wollten wissen, welche Pflanzen Explosionen bei Terroranschlägen mindern können.

Neben der Thujapflanze haben die Forscherinnen und Forscher der Universität der Bundeswehr München auch Bambus, Berberitze und Eibe untersucht. Das Forscherteam sollte im Auftrag vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe untersuchen, wie Pflanzen in der Stadt für Sicherheitskonzepte eingesetzt werden können. 

Die Wuchsdichte ist ein wesentliches Kriterium

Paul Warnstedt ist einer der Forscher. Der Diplomingenieur sagt, dass die Tests praktisch durchgeführt und im Computer simuliert wurden – um möglichst viele belegbare Daten zu generieren. 

Den praktischen Testaufbau beschreibt er so: In der Mitte eines sogenannten Arenaaufbaus auf einem großen Sprengplatz befindet sich eine Sprengstoffladung. Um diesen Sprengstoff herum sind die verschiedenen Pflanzen als Hecken in drei Achsen angeordnet – jeweils in einem Abstand von fünf Metern zum Sprengstoff. 

Die Forscherinnen und Forscher haben die Druckwirkung der Explosion des Sprengstoffs vor und hinter diesen Hecken gemessen. Um einen direkten Vergleich ziehen zu können, wurde zusätzlich eine Referenzachse ohne Hecke gemessen. Das Ergebnis: Das wesentliche Kriterium ist die Wuchsdichte, also wie viel Biomasse die Pflanzen im Verhältnis zu ihrem Volumen haben. Eibe und Thuja haben zum Beispiel besonders gut abgeschnitten und erreichten eine Druckreduktion von mehr als 40 Prozent.

"Es zeigt sich sehr deutlich in den Versuchen, dass das wesentliche Kriterium die Wuchsdichte ist."

Im Fall einer Explosion bedeutet das physikalisch: In dem Moment, in dem die Luftstoßwelle die Pflanze erreicht, wird die Pflanze in Bewegung versetzt. Je nachdem, wie viel Biomasse diese Pflanze hat, muss auch mehr Massenträgheit überwunden werden. Das sorgt dafür, dass Energie aus der Luftstoßwelle entzogen wird und weniger Energie hinter der Hecke ankommt.

Pflanzen könnten strategisch an öffentlichen Plätzen gepflanzt werden

Solche Pflanzen mit möglichst viel Biomasse könnten zum Beispiel auf öffentlichen Plätzen gepflanzt werden – als Hecken, strategisch gesetzt. Im Falle eines Sprengstoffanschlags könnten so Bereiche geschaffen werden, an denen die Druckbelastung zumindest abgeschwächt wäre. Eine weitere Möglichkeit: die Pflanzen zum Schutz von unteren Etagen bei Gebäuden einzusetzen.

"Eine wichtige Einsatzmöglichkeit ist für uns immer die Kombination mit anderen Barrieremöglichkeiten."

Wichtig sei auch die Kombination mit herkömmlichen und massiven Barrieremöglichkeiten, so Paul Warnstedt. Zum Beispiel, die Pflanzen auf Wälle zu pflanzen – oder in Kombination mit metallischen Ringepflechten, die als Rankhilfen genutzt werden können.

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Shownotes
Öffentlicher Raum
Pflanzen als Schutz bei Explosionen
vom 12. Februar 2019
Moderatorin: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartner: 
Paul Warnstedt, Institut für Mechanik und Statik, Universität der Bundeswehr München