Experten wird oft vorgeworfen, dass sie beim Blick auf die Details das Ganze aus den Augen verlieren. Sie sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht. Nun scheint den Fachleuten das Umgekehrte passiert zu sein: Beim Blick in die Wälder haben sie die einzelnen Bäume nicht richtig gezählt. Weltweit sollen acht Mal mehr Bäume stehen, als bisher angenommen. Wie kann das sein? Und was bedeutet das für den Klimawandel?
Bisher waren Wissenschaftler von 400 Milliarden Bäumen ausgegangen. Nach neuen Schätzungen muss die Zahl nach oben korrigiert werden: Es gibt über drei Billionen Bäume weltweit.
Neue Methode der Baumzählung
Bisher haben Forscher den Baumbestand anhand von Satellitenbildern ausgewertet. Viele Bilder sind inzwischen so genau, dass man die einzelnen Baumkronen sehen kann. Die Arbeit wurde dann dem Computer überlassen, der aber die Bäume oftmals nicht richtig ausgezählt hat.
"Wie ein grüner Brei. Man sieht zwar die Kronen, aber was wie eine Krone aussieht, sind oftmals drei bis vier Bäume"
Nun haben die Forscher tatsächlich in verschiedenen Waldgebieten nachgezählt, die Ergebnisse auf die Satellitenbilder übertragen und geprüft, welche Baumzahl, welche Bilder erzeugt. Den Rest erledigt der Computer mit einer neuen Software.
Neue Zahlen, alte Probleme
Acht Mal mehr Bäume im Wald als gedacht – was nach einer guten Nachricht klingt, ändert an den Problemen wenig bis gar nichts.
"Ein Wald mit vielen Bäumen ist nicht unbedingt ein ökologisch wertvollerer Wald"
Ein Fichtenforst beispielsweise besitzt viel mehr Bäume als ein naturnaher Wald, ist aber ökologisch nicht so leistungsfähig. Besonders artenreiche Wälder haben oft wenige sehr große Bäume.
In Sachen Klimawandel ändert sich nichts
"Die Klimadaten basieren nicht auf den Zahlen der Bäume, sondern auf der Aufnahme von Kohlenstoffdioxid pro Fläche. Und an der Waldfläche hat sich nichts geändert“, so Michael Lange.
Während der Wald hierzulande wieder langsam wächst - über 100 Bäume stehen hierzulande pro Einwohner. Das entspricht in etwa einem halben Fußballplatz Wald - ist die weltweite Entwicklung besorgniserregend.
"Wenn das Verschwinden der Wälder weltweit so weiter geht, dann haben wir in etwa 200 Jahren keine Bäume mehr. Und ohne Bäume kann die Menschheit nicht überleben“