Das Netz ist voll mit Tests für alle möglichen Produkte. So richtig zuverlässig sind die aber oft nicht: Viele vermeintlich unabhängige Serviceseiten sind in Wahrheit Verkaufsportale, die lediglich Produkte gegen Provision verscherbeln wollen. Produkttests, auf die ihr euch verlassen könnt, gibt es dort nicht.
Wer beispielsweise einen neuen Computer kaufen will, aber noch nicht so richtig weiß, welches Produkt er eigentlich genau haben will, der googelt. Die Suchenden werden haufenweise Seiten finden, in denen Computer für alle möglichen Bereiche getestet werden: Bürorechner, Gaming-Notebooks, PCs für Grafikverarbeitung, günstige Computer fürs Surfen und so weiter. Und was bei Computern funktioniert, klappt bei jedem anderen Produkt auch: Waschmaschinen, Staubsauger, Putzeimer, Kopfhörer, Milchaufschäumer. Alles wird irgendwo getestet.
Produkttests im Netz sind oft Fakes
Das Problem: Diese Tests sind oft überhaupt keine. "Im Netz findest du unzählige vermeintliche Produkttests, die keine sind", erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Nico Rau. Er hat sich auf der Suche nach einer neuen Bluetoothbox durch zahllose Testseiten geklickt und war am Ende ziemlich ernüchtert: Die Seitenbetreiber führen gar keine eigenen Tests durch, neutrale und objektive Informationen bekam er nicht.
"Du denkst, du bekommst neutrale und objektive Tests, aber die Seitenbetreiber führen selber keine durch."
Tests sind aufwändig. Wer wissen will, wie gut die Bluetooth-Box klingt oder wie sorgfältig der Staubsauger den Teppich sauber macht, muss die Geräte immer wieder ausprobieren, die Arbeitsleistung analysieren, mit Konkurrenzmodellen vergleichen und so weiter. Doch auf den falschen Testseiten, die Nico Rau sich angesehen hat, werden einfach die frei verfügbaren Infos der Hersteller miteinander verglichen. Eine simple Auflistung von Produktdetails also.
Manchmal gibt es auch dubiose "redaktionelle Einschätzungen" zu den Produkten, sagt Nico Rau: "Das wirkt auf den ersten Blick informativ, aber wenn man sich das durchliest, merkt man schnell: Das ist nur allgemein gefasstes Blabla ohne Erkenntniswert."
Verbraucherzentrale gegen falsche Testseiten
Mit Tests, auf die ihr euch verlassen könnt, haben solche Seiten nichts zu tun. Die Verbraucherzentrale mahnt auch immer wieder solche Angebote ab, wenn sie das Wort "Test" benutzen, obwohl gar nichts getestet wird. Danach nennen die Betreiber ihre "Tests" dann meist nur in "Vergleich" um und machen weiter. Denn damit wird Geld verdient: Die Produkte lassen sich auf den Seiten flink über Affiliate Links bei den üblichen Online-Shops bestellen. Und für jeden abgeschlossenen Kauf bekommen die Seitenbetreiber eine Provision. Nico Rau sagt: "Amazon zahlt offenbar Provisionen in Höhe von einem bis zwölf Prozent des Verkaufsumsatzes."
"Seriöse Tests liefern immer echten Mehrwert: Belastungstests, Funktionstests, welche Inhaltsstoffe das Produkt hat. Wo nur Nutzermeinungen und Herstellerangaben wiedergegeben werden, sollte man misstrauisch werden."
Bleibt die Frage, wo ihr denn nun wirklich zuverlässige Tests bekommt. Beste Möglichkeit ist die Stiftung Warentest: die ist gemeinnützig, unabhängig und legt ihre Testmethoden transparent offen. Der Nachteil bei der Stiftung Warentest ist aber, dass die Infos kostenpflichtig sind. Und weil die Tests sehr aufwändig sind, gibt es nicht zu jedem aktuellen Produkt auch einen aktuellen Test. Dann hilft der Blick in ein aktuelles Fachmagazin.
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