Konzerttickets online gekauft. Die Vorfreude ist groß. Und dann bei der Eingangskontrolle das: Nee, ihr kommt hier nicht rein. Die Tickets sind ungültig. Menschen berichten vermehrt über Probleme mit Tickets, die sie über die Plattform Viagogo gekauft haben. Unsere Reporterin Ilka Knigge hat dazu recherchiert und mit Betroffenen gesprochen.

Martin aus Köln ist vergangene Woche Folgendes passiert: Er hatte sich Konzertkarten gekauft, er ist für das Konzert sogar extra nach Amsterdam gefahren und dann das: "Ja wir standen vor dem Melkweg, große Vorfreude auf das Konzert mit Neneh Cherry, wollten dann zum Einlass und die Tickets wurden dann gescannt und große Enttäuschung: Sie waren ungültig. Auf einmal kam Rot beim Scannen."

Die Verbraucherzentrale Bayern hat jetzt Klage gegen Viagogo eingereicht

Martin hatte sein Ticket bei Viagogo gekauft. Eine Online-Plattform, die gerade von der Verbraucherzentrale Bayern verklagt wird und auch die britische Wettbewerbsbehörde hat diese Woche angekündigt: Wir bereiten eine zweite Klage vor. Denn mit den Tickets stimmt ziemlich oft etwas nicht.

Viagogo ist eine Online-Ticketbörse. Dort werden Tickets für Konzerte oder Fußballspiele verkauft. Die Firma beschreibt ihr Ziel so: "Viagogo hat sich zum Ziel gesetzt, Käufern eine große Auswahl an Tickets für Veranstaltungen auf der ganzen Welt anzubieten, und Verkäufern, die ihre übrig gebliebenen Tickets verkaufen möchten oder großen multinationalen Eventveranstaltern, die ein globales Publikum erreichen wollen, zu helfen."

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Viagogo ist aber kein Händler, wie zum Beispiel Eventim oder Ticketmaster, sondern eine Börse. Heißt: Die Tickets stammen aus zweiter Hand, aber das erkennt man auf der Webseite nicht direkt. Und so kann es eben sein, dass man hohe Zusatzgebühren zahlt, sein Ticket gar nicht bekommt, ein Ticket für einen schlechteren Sitzplatz erhält oder Tickets bekommt, die eigentlich auf einen anderen Namen ausgestellt sind. 

So war es auch bei Martin aus Köln. Die falschen Namen waren ihm aufgefallen, aber Viagogo hat ihm dazu aber eine Mail geschickt: "Der Name auf dem Ticket stimmt eventuell nicht mit ihrem Namen überein, denn für einige Veranstaltungen drucken die Veranstalter den Namen des Originalkäufers auf die Tickets. Diese Tickets sind dennoch echt und gültig und beeinträchtigen nicht ihre Fähigkeit zum Eintritt in die Veranstaltung." Das stimmte allerdings nicht. Martin musste eine neue Karte lösen, um aufs Konzert zu kommen. 

Im Netz finden sich viele enttäuschte Viagogo-Kunden

Wer anfängt, Informationen über Viagogo zu recherchieren, stößt auf viele Käuferinnen und Käufer, denen ähnliches passiert ist und die sich im Netz darüber austauschen. Die Verbraucherzentrale Bayern klagt jetzt in puncto Wettbewerbsrecht gegen das Unternehmen. Die Verbraucherschützer sind der Meinung, dass man auf der Seite nicht verstehen kann, dass Viagogo eine Börse ist – und kein Händler. 

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Auch Künstlerinnen und Künstler sind zum Teil genervt von den Problemen. Rammstein hat beispielsweise eine einstweilige Verfügung erwirkt. Viagogo darf also eigentlich keine Tickets für ihre Konzerte mehr verkaufen. Die Online-Börse scheint das allerdings nicht zu interessieren, denn die Tickets gibt es auf der Seite immer noch. Tatjana Halm von der Verbraucherzentrale Bayern beschäftigt sich schon sehr lange mit Viagogo und sagt, es sei schwierig, sein Recht hier durchzusetzen, weil Viagogo seinen Sitz in der Schweiz hat.

"Wir haben hier die Sitaution, dass Viagogo in der Schweiz sitzt und sich damit so dem einfachen Zugriff entzieht."
Tatjana Halm, Verbraucherzentrale Bayern

Das macht’s für jeden Einzelnen auch so schwer. Anwaltskosten sind meistens höher als die Verluste und selbst wenn man rechtsschutzversichert ist, muss Viagogo in der Schweiz zur Rechenschaft gezogen werden – und das dauert.

Was ihr tun könnt, bei Ärger mit Onlinetickets

  • Auf jeden Fall solltet ihr euch beschweren. Tatjana Halm empfiehlt, sich an den Veranstalter zu wenden. Denn, wenn der viele Rückmeldungen bekommt, schalten sich vielleicht auch die Künstlerinnen und Künstler ein, so wie das bei Rammstein der Fall war. Die wollen ja auch nicht, dass ihre Fans abgezockt werden.
  • Zum Teil richten Veranstalter vor den Konzerthallen schon Problemschalter ein, weil so viele Leute ungültige Tickets haben.
  • Wenn ihr ungültige Tickets bekommen habt, wie in Martins Fall, solltet ihr auch versuchen, Kontakt mit Viagogo aufzunehmen. Das ist nicht ganz einfach, aber Martin hofft jetzt, auf diese Weise noch sein Geld zurückzubekommen.

Mehr zum Thema: 

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Internet
Onlinetickets: Betrug bei Konzertkarten
vom 07. März 2019
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartnerin: 
Ilka Knigge, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin