Eine Pause bei der Arbeit, kurz abschalten, Luft schnappen oder was essen: Das tut gut und ist wichtig, trotzdem machen es viele nicht.

Eine Stunde Mittagspause, zwischendurch mit den Kollegen auf der Terrasse einen Kaffee trinken, hier und da eine Zigarette rauchen - solche pausenreichen Jobs gibt es auch, aber bei vielen sieht der Alltag ganz anders aus. Laut Bundesarbeitsministerium fallen bei 28 Prozent der Beschäftigten in Deutschland regelmäßig die Pausen aus. Das ist nicht gut, denn auch wenn sie nur kurz sind: Pausen sind wichtig.

Wer arbeitet, der braucht zwischendurch Erholung. Das ist nicht nur wissenschaftlich durch viele Studien belegt, sondern auch gesetzlich festgelegt, erklärt Hannes Zacher, Arbeitspsychologe an der Uni Leipzig: "Das Arbeitszeitgesetz ist da relativ deutlich, dass Ruhepausen von mindestens 30 Minuten bei mehr als sechs Stunden Arbeit vorgeschrieben sind." Und wer mehr als neun Stunden am Tag arbeitet, für den sind sogar 45 Minuten Pause vorgeschrieben.

"Ich habe auch öfters durchgearbeitet, elf Stunden oder so, ohne Pause – nur kurz hingesetzt und was gegessen und das war es."
Veronika, 21 Jahre alt, arbeitet in einem Friseursalon

Tatsächlich halten sich aber viele nicht dran und arbeiten stattdessen durch: Das betrifft vor allem Jobs in Gesundheitsberufen, also Alten- oder Krankenpfleger zum Beispiel, aber auch Erzieherinnen und Menschen, die in Hotels und Restaurants arbeiten, also Berufe, in denen die Arbeitsabläufe eng getaktet sind und wo es oft an Personal mangelt. Die, die arbeiten, kompensieren das dann durch weniger Pausen.

Wer Pausen macht, auch das zeigt die Forschung, hat aber mindestens drei Vorteile:

  1. Wer regelmäßig Pausen einlegt, fühlt sich besser, ist nicht so müde und erschöpft, hat weniger Kopfschmerzen.
  2. Obwohl Pausen ja erst mal Zeit kosten, steigern sie die Arbeitsleistung. Unser Gehirn braucht diese Ruhephasen, um Informationen zu verarbeiten und einzuordnen. Auch Kreativität wird dadurch begünstigt: Auf dem Klo oder aufm Weg in die Kantine kommen einem manchmal bessere Ideen als beim langen, konzentrierten Nachdenken am Schreibtisch.
  3. Die Wahrscheinlichkeit für Arbeitsunfälle sinkt.
"Sie haben auch eine höhere Arbeitssicherheit. Also die Wahrscheinlichkeit, dass sie Arbeitsunfälle erleiden, ist auch geringer."
Johannes Wendsche, Arbeitspsychologe bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz

Wer keine Pausen macht, sondern durcharbeitet, läuft also Gefahr, genau das Gegenteil zu bekommen von dem, was eigentlich erwünscht wäre: Müdigkeit, Kopfschmerzen, weniger Leistung, weniger Sicherheit. Besonders betroffen vom Pausen-Wegfall sind übrigens auch Führungskräfte. Klar, die Chefin oder der Chef hat oft viel zu tun. Das kann aber auch für alle anderen ein Problem werden, sagt Johannes Wendsche: "Weil Führungskräfte natürlich auch eine Vorbildfunktion haben für das Pausenverhalten. Und es stellt sich eben die Frage, wie das dann auf die Mitarbeiter abfärbt, wenn der Chef nie Pause macht."

Unter Stress spüren wir Müdigkeit weniger gut

Manchmal sind mangelnde Pausen auch auf die Freiheit der Mitarbeiter zurückzuführen, nämlich dann, wenn sie selber entscheiden können, wann sie ihre Pausen einlegen. Mitarbeiter vergessen so schneller, ihre Pausen zu nehmen – vor allem die kurzen pausen zwischendurch. Außerdem fehlt dann der automatische, gemeinsame Gang in die Kantine.

"Wenn man zusätzlich kürzere Pausen macht, dann fühlen die Leute sich noch besser und schaffen tatsächlich noch mehr, also beide Formen von Pausen sind tatsächlich wichtig, sowohl die längeren als auch die kürzeren."
Johannes Wendsche, Arbeitspsychologe bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz

Johannes Wendsche erklärt es damit, dass wir unter Stress unsere Ermüdung sehr schlecht spüren. Und wenn wir dann doch ein Müdigkeitsgefühl bemerken, dann sei es meist schon zu spät. Die Pause müsste dann sehr sehr lang sein, um diese Ermüdung abzubauen. Der Arbeitspsychologe empfiehlt Arbeitgebern deshalb, zumindest ein Zeitfenster für Pausen vorzugeben.

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Shownotes
Erholung
Warum Pausen so wichtig sind
vom 13. November 2018
Moderator: 
Thilo Jahn
Autor: 
Johannes Döbbelt