Feuerwehrleute, Richterinnen, Bademeister - dem Staat fehlen Zehntausende Mitarbeiter. Das liegt auch am schlechten Image des öffentlichen Diensts, bemängeln Unternehmensberater.

Der deutsche Beamtenbund beklagt, dass dem Staat zurzeit 185.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fehlen. Die allermeisten in den Kommunen.

In den Behörden können Anträge deswegen nur mit Verspätung bearbeitet werden. Es gibt nicht genug junge Richter und Staatsanwältinnen. Die Polizei kann 8000 Stellen nicht besetzen und es fehlen 4000 Feuerwehrleute. Und in Berlin mussten im Sommer schon Freibäder geschlossen bleiben, weil es nicht mehr genug Bademeister gibt.

"Wir sehen jetzt schon, dass Busfahrer fehlen, dass Linien nicht mehr bedient werden können. Und der legendäre Bademeister, da habe ich schon fast die Sorge, dass er aussterben wird."
Alfred Höhn, Unternehmensberater, Pricewaterhouse Coopers

Für die einfacheren Berufe fehlen vor allem in den Großstädten Bewerber. Erzieher, Krankenpfleger oder Feuerwehrfrauen können sich oft das Leben dort nicht mehr leisten.

Dazu kommt der Fachkräftemangel in bestimmten Branchen. IT-Leute werden dringend gesucht, zum Beispiel bei der Bundeswehr. Auch Ingenieurinnen, Juristen oder Wirtschaftswissenschaftlerinnen bekommen viele Jobangebote. Viele gehen dann lieber in private Unternehmen statt zum Staat.


Der öffentliche Dienst hat ein Imageproblem

Einerseits, weil Unternehmen mehr zahlen. Andererseits gibt es dort mehr Anerkennung. Das schlechte Arbeitsklima führt auch dazu, dass sich überdurchschnittlich viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter krank melden.

"Man sieht diese Flure von Einzelzimmern, alle abgeschlossen, und dann hängt irgendein Zettel dran, wer wann im Urlaub ist. Und das ist vielleicht nicht die Arbeitsatmosphäre, mit der wir junge Leute überzeugen können, dort richtig Gas zu geben."
Alfred Höhn, Unternehmensberater, Pricewaterhouse Coopers

Unternehmensberater Höhn empfiehlt den Behörden, ihre Personalführung zu ändern, um ihr muffiges Image loszuwerden.

Denn viele Mitarbeitern im öffentlichen Dienst sind sehr motiviert und von ihrer Sache überzeugt. Sie laufen nicht nur dem großen Geld hinterher. Stattdessen wünschen sie sich mehr Wertschätzung.

Das geht besser: Quereinsteiger und  Automatisierung

Außerdem sind die Laufbahnen häufig noch sehr starr. Statt bestimmte Qualifikation vorzuschreiben, sollte der öffentliche Dienst mehr Quereinsteiger zulassen, empfiehlt Höhn.

Aber selbst dann wird es immer weniger Bewerber geben, wegen des demographischen Wandels. Deswegen müssen mehr Aufgaben in den Behörden automatisiert werden. Zum Beispiel, dass man Formulare auch online einreichen kann.

Shownotes
Der Staat ist halt kein Start-up
Im öffentlichen Dienst bleiben zehntausende Stellen frei
vom 20. Dezember 2018
Moderatorin: 
Steffi Orbach
Gesprächspartnerin: 
Sandra Pfister