Die Freibadsaison startet, doch vielen Schwimmbädern fehlt Personal, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Dabei ist es gar nicht so schwer, Rettungsschwimmer zu werden.
Ein paar Bahnen im Wasser schwimmen und dann schön Pommes auf der Wiese essen. Mit Freund*innen treffen. Oder ein bisschen in der Sonne liegen. Und in Erinnerungen schwelgen, wie es damals war, das erste Mal vom Zehnmeterbrett zu springen. Freibad, das ist Sommer, das ist Erinnerung – und inzwischen leider auch so etwas wie eine bedrohte Art.
Hohe Kosten, marode Bäder, wenig Personal
Frei- und Schwimmbäder sind von Schließungen bedroht. Die Infrastruktur ist marode, die Instandsetzung teuer, darüber hinaus fehlt es an Personal. Der Bundesverband deutscher Schwimmmeister geht davon aus, dass 2.000 bis 3.500 Kolleginnen und Kollegen fehlen.
"Arbeit am Wochenende ist nicht besonders populär, und bei gutem Wetter ist genau dann der Bedarf im Freibad groß."
Zwei, die den Schwimmbädern nicht den Rücken kehren, sind Benjamin Bott, Fachangestellter für Bäderbetriebe, umgangssprachlich Bademeister, und Carsten Rosenberg, ehrenamtlicher Rettungsschwimmer bei der DLRG, der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft.
Carsten bildet inzwischen auch Rettungsschwimmer*innen aus. Er sagt voller Überzeugung: "Für mich persönlich gibt es kein schöneres Ehrenamt als die DLRG."
Jede*r, der oder die sich zum Rettungsschwimmer*in ausbilden lässt, kann dazu beitragen, dass Schwimmbäder am Laufen gehalten werden. Alles, was es an Voraussetzungen braucht, sagt Carsten, sind ein silbernes Schwimmabzeichen und Spaß am Schwimmen.
Die Ausbildungsinhalte klingen jedoch herausfordernd: 25 Meter Streckentauchen, Schwimmen in Kleidern und natürlich das Retten von Personen aus dem Wasser. Doch Carsten gibt Entwarnung. Die zwölf Ausbildungsstunden sind dazu da, um zu üben, und am Ende bestehen die allermeisten die Prüfung.
Im Notfall Lebensretter*in
Die Tätigkeit bei der DLRG machen Menschen wie Carsten ehrenamtlich. Wer nach der Ausbildung im Schwimmbad arbeiten will, wird dafür aber natürlich bezahlt. Zumindest der Nebenjob ist damit also garantiert.
Im Vergleich dazu gibt es Fachangestellte für Bäderbetriebe, die neben der Beckenaufsicht für die Kontrolle des Bads, der Wasserqualität sowie der Sprungbretter und Rutschen zuständig sind. "Bezahltes Rutschen" nennt Benjamin Bott seine hauptberufliche Tätigkeit daher und lacht.
"Ohne Bademeister, also ohne die Fachangestellten für Bäderbetriebe, kann ein Schwimmbad gar nicht erst öffnen."
Menschen im Fall des Ertrinkens zu retten ist und bleibt die Hauptaufgabe von ehrenamtlichen Rettungsschwimmern und den Fachangestellten für Bäderbetriebe. Wenn wir schwimmen und etwas passiert, liegt unser Leben im Zweifel in ihren Händen. Deswegen gilt: Ohne Badeaufsicht kein Badespaß.
Und ohne Geld auch nicht. Denn Schwimmbäder sind teuer. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hat 2022 nachgerechnet, dass der Investitionsbedarf bei den Bädern in Deutschland bei gut vier Milliarden Euro liegt. Hinzu kommen horrende Heizkosten. Das ist für die ohnehin klammen Städte ein ziemlicher Brocken.
"Ein Freibad ist eine freiwillige Leistung einer Kommune. Das heißt, sie geraten schnell auf die Streichlisten, wenn gespart werden muss."
Manche Städte schließen ihr Schwimmbad aus finanziellen Gründen. So sollte es auch in einer Stadt im Harz passieren. Doch weil die Bürger*innen das nicht hinnehmen wollte, haben sie den Betrieb selbst in die Hand genommen – und zwar ehrenamtlich.
Was nach einer beeindruckenden Aktion klingt, bedeutet in der Realität, regelmäßig unbezahlt zu arbeiten. David Schmidt ist einer der Engagierten. "Für das Ehrenamt im Freibad braucht es so viel Zeit wie für eine Halbtagsstelle", sagt er.
Damit übernehmen David und seine Mitstreiter*innen Jobs, die eigentlich bezahlt werden sollten. Das ist auf Dauer keine Lösung. Aber es verschafft den Menschen vor Ort eine weitere Freibadsaison, um Bahnen zu ziehen, Pommes zu essen und entweder in Erinnerungen zu schwelgen oder neue zu sammeln.
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