LSD ist in vielen Ländern der Welt verboten. Nicht nur als Betäubungsmittel, sondern auch in der wissenschaftlichen Forschung. Der Schweizer Psychologe Peter Gasser durfte trotzdem mit LSD forschen - dank einer Sondergenehmigung.

Peter Gasser gehört zu den wenigen Psychologen, die Erfahrung mit LSD haben - nicht nur in der klinischen Anwendung. Der Schweizer war während seiner Facharztausbildung Teilnehmer an einer Studie mit LSD, weil es zwischen 1988 und 1993 eine Sonderbewilligung zur Forschung mit der halluzinogenen Substanz gab. Für ihn ist LSD nicht einfach nur ein hochgefährlicher Stoff. Peter Gasser glaubt daran, dass LSD für den medizinischen Einsatz geeignet ist. 14 Jahre später hatte er erneut die Möglichkeit mit LSD zu experimentieren - diesmal aber nicht an sich selbst.

Peter Gasser lächelt in die Kamera
© H.J. Sahli | Solothurn
Peter Gasser gehört zu den wenigen Medizinern, die mit der halluzinogenen Droge LSD forschen durften.

Zufällig auf LSD

Lysergsäurediethylamid - kurz LSD - ist eine der stärksten halluzinogenen Drogen, die wir kennen. Erfunden oder besser gefunden hat es 1943 der Chemiker Albert Hofmann. Eigentlich wollte er ein Mittel entwickeln, das den Kreislauf stimuliert. Aber im Tierversuch zeigte sich keine Wirkung. Dass LSD durchaus wirkungsvoll ist und mehr kann, als den Kreislauf auf Trab bringen, hat Hofmann dann am eigenen Leib erfahren - zufällig. Weil er beim Experimentieren nicht aufgepasst hatte. Das Ergebnis war ein ordentlicher LSD-Trip.

"Und während ich diese Substanz synthetisiert hatte, geriet ich in einen merkwürdigen Zustand. Bin dann nach Hause gegangen, hab mich hingelegt und habe richtig geträumt. Das war ein wunderbares Erlebnis."
Albert Hofmann, Chemiker

Der zweite, bewusste Selbstversuch mit LSD war dann allerdings nicht mehr so wunderbar. Am 19. April 1943 nahm Hofmann erneut LSD zu sich - 250 Mikrogramm. Was Hofmann damals noch nicht wusste: das war zehn Mal mehr als er hätte nehmen müssen, denn schon 20 Mikrogramm reichen, um eine Wirkung zu erzielen.

"Es kam so stark und überrumpelte mich, es war dann wirklich ein Horrortrip."
Albert Hofmann, Chemiker

LSD - die verbotene Substanz

Der psychisch hoch wirksame Stoff hat Wissenschaftler weltweit fasziniert. Bis in die späten 60er Jahre wurde an einem medizinischen Einsatz geforscht, vor allem im Bereich der Psychiatrie und Psychotherapie. Geforscht wurde an Alkoholikern, Zwangskranken und Schizophrenen. Mehrere tausend Publikationen gibt es aus dieser Zeit. Dann wurde LSD verboten - auch für die Forschung. Zunächst 1967 in den USA, dann 1971 auch in der Schweiz und anderen europäischen Ländern.

Nur eine Sondergenehmigung lässt in Einzelfällen eine Forschung zu. So eine Sondergenehmigung hatte der Schweizer Arzt, Psychologe und Psychotherapeut Peter Gasser. Von 2007 bis 2014 hat er den Einsatz von LSD bei Menschen erforscht, die unheilbar an Krebs erkrankt sind. Die Ergebnisse dieser Studie hat er jetzt publiziert. Dabei ging es um eine besondere Form des Konsums: denn die Patienten wurden während ihres LSD-Trips von Peter Gasser psychologisch betreut.

"Das ist eingebettet in eine Therapie. Das ist nicht wie ein Blutdruckmittel, das man mit nach Hause nimmt und drei Mal täglich nimmt und dann geht's einem besser."
Peter Gasser über das Konzept seiner LSD-Studie

Es ging vor allem darum, die Patienten darin zu unterstützen, ihre Ängste abzubauen. Viele Patienten haben oder hatten Angst vor dem Tod oder davor, wie mit ihnen umgegangen wird, wenn sie sich nicht mehr selber artikulieren können. Die Sinneserfahrungen unter der betreuten Einnahme von LSD haben vielen seiner Patienten geholfen, mit diesen Ängsten besser umzugehen.

"​Heute geht's mehr darum zu sagen, die LSD-Behandlung ist auch eine gute und wirksame Behandlung. Morphium ist ein reines Schmerzmittel. Hier geht es ja um mehr, es geht um die psychische Bewältigung eines schwierigen Krankheitsprozesses."
Peter Gasser, Arzt und Psychotherapeut

Vorangestellt an die medikamentöse Behandlung sind psychotherapeutische Gespräche. Denn das Vertrauen zum betreuenden Psychologen, in diesem Fall Peter Gasser, ist wichtig für beide Seiten. Dann folgten zwei ganztägige LSD-Sitzungen im Abstand von vier bis sechs Wochen. Was Peter Gasser dabei feststellte: die Behandlung hatte tatsächlich einen positiven Einfluss auf seine Patienten. Nebenwirkungen bei seinen Patienten hat er kaum beobachtet. Das liegt vor allem daran, dass er seine Behandlung mit hoch reinem LSD durchführen konnte und die Patienten auch danach psychologisch betreut hat.

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