Alex' Liste an Dingen, die ihm nicht schmecken, ist lang. Mediziner und Biologe Hanns Hatt erklärt, was hinter "Picky Eating" stecken kann und wie wir unseren Gaumen austricksen können.
Alexander alias "Allyymaus" ist 21 und ein sogenannter Picky Eater, also ein wählerischer Esser. Als "Endgegner" bezeichner er Silberzwiebeln und Essiggurken. Wenn er Burger essen geht, werden Gurke, Zwiebel und Tomate regelmäßig abbestellt.
"Auf jedem Burger ist immer eine Tomate oder eine Zwiebel oder eine Gurke - das kommt immer runter."
Alex' Frühstück sieht jeden Morgen in etwa gleich aus. Einfach ist es trotzdem nicht: Es gibt Soja-Joghurt mit Pfirsich- oder Blaubeergeschmack, dazu Haferflocken und Schokomüsli, frische Früchte wie Blaubeeren, Himbeeren, Erdbeeren oder Bananen - und manchmal auch Leinsamen oder Honig. Oben drauf kommen dann ganz gerne weiche Milchschokostreusel.
"Ich habe da eine Routine entwickelt. Es gibt nicht jeden Morgen das gleiche Müsli, es ist aber schon immer sehr ähnlich."
Müsste Alex eine Liste der Dinge aufschreiben, die er isst, dann wäre die kürzer als die Liste der Dinge, die er nicht isst. Grundsätzlich nicht auf dem Speiseplan stehen bei ihm Zwiebeln, Tomaten, Oliven oder scharfes Essen.
Dabei isst Alex eigentlich sehr gerne und auch mit Genuss - allerdings eben nur genau die Lebensmittel, die er mag. Und auch die Konsistenz der Lebensmittel spielt eine wichtige Rolle bei seinen Vorlieben: Tomaten roh kommen nicht auf den Teller - Tomatensoße oder Ketchup aber schon. Umgekehrt mag er Möhren oder Paprika lieber frisch und knackig - gekocht sind sie nicht sein Ding.
"Ich würde schon sagen, dass ich relativ festgefahren bin in dem, was ich esse. Es ist auch ein Problem, das ich anerkennen kann."
Es gibt eine Reihe von Gerichten, die bei Alex in schöner Regelmäßigkeit in verschiedenen Variationen routieren: Er kocht häufig Nudeln, Reispfanne oder Milchreis - weil er eine Laktoseintoleranz hat jedoch ohne Kuhmilch, erzählt er.
Sein neues Lieblingsgericht sind derzeit Wraps, "weil die einfach so praktisch sind und man ganz viel davon vorbereiten kann". Mit veganem Käse oder Hack mag Alex Wraps sehr gerne. Im Freundeskreis sind seine Vorlieben bereits berüchtigt, sagt er, und im Restaurant werden die Kellner schon vorgewarnt, bevor er seine Bestellung aufgibt.
"Es ist ein Running Gag geworden. Aber das wird nicht nur mit Humor aufgenommen, sondern auch als Hürde fürs gemeinsame Essen."
Aktuell führt ihn sein Freund - im Gegensatz zu ihm ein Alles-Esser - an viele neue Gerichte heran, sagt Alex: "Salad und Bowls sind Sachen, die ich nie auf dem Radar hatte". Er mischt da nun einfach die Lebensmittel rein, die er mag. Und es gefällt ihm, wenn er an die Hand genommen wird um seinen Horizont in Sachen Geschmack ein wenig zu erweitern.
Wenn Essensvorlieben zum Prinzip werden
Wenn Alex darüber nachdenkt, warum er so einseitig isst, kommt er auch auf seine Kindheit zu sprechen: Als Kind habe er noch viel weniger gemocht. Und das habe sich irgendwie eingebrannt. Später habe er dann gedacht: "Ich habe das früher schon nicht gemocht, warum soll ich es jetzt probieren?"
"Der Geruchssinn und die Bewertung dessen, was man riecht, das ist nicht in den Genen festgelegt sondern durch die Erziehung und die persönliche Erfahrung geprägt."
Ob uns etwas schmeckt oder nicht, sagt der Geruchsforscher Hans Hatt, werde schon in der Kindheit geprägt: "Jeder Mensch hat andere Vorlieben beim Essen und Schmecken, je nachdem wie er es von der Jugend an kennengelernt hat." Auch die Bewertung der Speisen durch unsere Eltern spielt dabei eine Rolle, sagt Hans Hatt, Professor für Zellphysiologie an der Ruhr-Universität Bochum.
"Wenn ich sowas Glitschiges eklig finde, weil ich einmal schlechte Erfahrungen gemacht habe damit, weil es mir schlecht war, dann will ich das auch in Zukunft nicht mehr haben."
Die Sinneswahrnehmung beim Essen prinzipiell sei durchaus komplex, sagt Hans Hatt. Denn nicht nur die Nase, der Mund und die Geschmacksnerven sind in diesem Zusammenspiel aktiv, auch der Nervus trigeminus, ein Hirnnerv, mischt dabei mit und meldet beispielsweise Schmerzen oder Brennen an unser Gehirn, wenn wir scharfe Gewürze essen.
Den eigenen Geschmack umerziehen
Unser Geschmack kann sich im Laufe der Zeit verändern - und wir können es üben und lernen, neue Geschmäcker zu mögen, so der Geruchsforscher. Dabei spielt auch die soziale Komponente eine Rolle: Wenn wir eine Person sehr mögen, können ihre Essensvorlieben auch auf uns abfärben: "Wir sind wirklich auf unsere Erfahrungen geprägt und trainiert, und wir können das mit starken Emotionen tatsächlich auch wieder verändern", sagt Hans Hatt.
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- Alex ist zwar picky beim Essen, empfindet das aber nicht unbedingt als einschränkend
- Mediziner und Geruchsforscher Hanns Hatt erklärt, woher Picky Eating kommt