Am Sonntag findet in Portugal die Parlamentswahl statt. Dem amtierenden Ministerpräsidenten António Costa werden die größten Chancen auf einen Sieg eingeräumt. Er ist vor allem deswegen populär, weil er nach Empfinden vieler Portugiesen ein Ohr für deren Sorgen und Nöte hat und manche Härte der Troika-Sparpolitik abgemildert hat.
Die Partei von Antonio Costa kann laut Umfragen bei der morgigen Wahl mit rund 37 Prozent der Stimmen rechnen. Eine gute Prognose. Unser Korrespondent Oliver Neuroth beobachtet die Entwicklungen in Portugal. Er sagt, dem Land gehe es inzwischen – seit es hart von der Wirtschaftskrise getroffen wurde – wieder besser: "Der Staat hat seine Finanzen wesentlich besser im Griff als in der Krise, die Arbeitslosigkeit ist gesunken, aber wenn neue Jobs entstehen, dann sind das oft schlecht bezahlte und befristete."
"Gerade junge Leute müssen erstmal ewig lang unbezahlte Praktika machen, bekommen dann vielleicht einen Zeitvertrag über sechs Monate und hangeln sich irgendwie durch."
Viele Portugiesen, vor allem jüngere, bevorzugen es allerdings immer noch im Ausland zu arbeiten, weil dort die Gehälter einfach besser sind. Auch wenn inzwischen ein Rückkehrerprogramm versucht, die ausgewanderten Arbeitskräfte mithilfe von Steuererleichterungen wieder ins Land zurückzuholen.
Die Wirtschaft in Portugal ist sehr abhängig davon, wie es anderen Ländern geht, denn Zulieferfirmen – zum Beispiel für die Autoindustrie – seien ein wichtiger Bestandteil der Wirtschaft. Wenn es also der Autoindustrie im Ausland gut gehe, profitiere auch Portugal davon. Das Problem liegt also auf der Hand: Für 2020 prognostizieren Experten nämlich einen Rückgang der weltweiten Konjunktur.
Geschenke an die Bevölkerung
Ministerpräsident Antonio Costa gilt als derjenige, der das Land aus der Krise geführt hat. Oliver Neuroth erklärt, dass Costa trotz strenger Sparauflagen ein paar Geschenke an die Portugiesen gemacht habe. Er hat Feiertage wieder eingeführt, die zunächst wegen der Krise abgeschafft worden waren und er hat den öffentlichen Nahverkehr günstiger gemacht. Allerdings seien diese Schritte gar nicht so sehr auf seinen eigenen Mist gewachsen, sondern vielmehr Zugeständnisse, die seine Regierungspartner – andere noch weitaus linkere Parteien – von ihm verlangt hatten.
"Diese Linkskonstruktion hier in Portugal war schon ein bisschen wacklig."
Das Bündnis aus Costas Partido Socialista und mehreren kleineren linken und kommunistischen Parteien galt die vergangenen vier Jahre als wacklig und stand auch mal kurz davor, auseinander zu brechen. Dass das Bündnis dann am Ende doch bis jetzt – also bis zur nächsten Wahl – gehalten habe, sei für viele ein Wunder.