Sechs Jahre ist es her: Am 13. November 2015 haben Extremisten in Paris 130 Menschen getötet. Jetzt beginnt der Prozess gegen die Terroristen.
130 Menschen haben die Täter ermordet. In der Konzerthalle Bataclan richteten sie ein Massaker an. Am Stade de France sprengten sich während des Länderspiels Frankreich-Deutschland ein Selbstmordattentäter in die Luft. Es gab Hunderte von Verletzten, Tausende haben heute noch psychische Probleme.
In Paris stehen nun Täter und Hintermänner vor Gericht. Ein Jahrhundertprozess soll es sein, die aufwändigste Gerichtsverhandlung überhaupt in Frankreich. Seit fast sechs Jahren ermittelt eine Antiterroreinheit, die Richter kümmern sich seit Anfang 2020 um kein anderes Thema mehr, etwa 1.500 Nebenklägerinnen und Nebenkläger warten auf den Beginn des Prozesses.
Sorge um die Sicherheit in Paris
Auch darum wurde im Pariser Justizpalast auf der Île de la Cité ein eigener Gerichtssaal errichtet, in dem 550 Menschen Platz finden können. "Man wusste, man muss unglaublich viele Menschen in diesem Gerichtssaal empfangen können", erklärt Deutschlandfunk-Nova-Korrespondentin Julia Borutta. Der Prozess sollte nicht in einer Messehalle oder ähnlichem stattfinden, sondern an einem würdevollen Ort.
Die Sicherheitsvorkehrungen sind hoch. "Die Anschlagslage ist beunruhigend", sagt Julia Borutta. Der Inlandsgeheimdienst geht davon aus, dass einzelne Täterinnen und Täter versuchen könnten, den Prozess für einen Anschlag zu nutzen.
"Man hat versucht, sehr auf die Opfer und die Angehörigen einzugehen."
Bei dem Prozess soll auf Sensibilität im Umgang mit Betroffenen und Angehörigen der Opfer geachtet werden. Sie können den Prozess im Saal, aber auch in einem eigens für sie eingerichteten Webradio verfolgen, sie können sich rote oder grüne Bänder umlegen, die zeigen: Ja, ich bin bereit, mit den Medien zu reden – oder eben nicht, berichtet Julia Borutta.
Die Angeklagten müssen alle mit Höchststrafen rechnen
Angeklagt sind 20 Personen. Nur ein einziger davon ist tatsächlich einer der Attentäter. Einige weitere davon sind in Abwesenheit angeklagt, wobei vermutet wird, dass sie teilweise schon tot sein könnten. Dabei handelt es sich vor allem um Hintermänner und Strippenzieher in Syrien und dem Irak, so Julia Borutta. Weitere, die physisch auf der Anklagebank sitzen, seien Männer, die die Attentäter in Belgien aus der Terrorzelle heraus unterstützt haben. "Die müssen alle mit der Höchststrafe rechnen", sagt unsere Korrespondentin. 20 Jahre lebenslänglich.
"Es ist ein kollektives Trauma. Die Erwartungen an den Prozess sind sehr hoch."
Die Erwartungen an den Prozess sind hoch. "Es soll klar sein, dass die Republik schlagfähig ist und sich wehren kann", sagt Julia Borutta. Ob der Prozess das am Ende einlösen kann und den Betroffenen am Ende sowas wie Genugtuung verschaffen kann, sei die große Frage. Ein Urteil wird frühestens Ende Mai 2022 erwartet.