Der Paketbote klingelt, der Magen knurrt und überhaupt, eigentlich müssten wir ja nur mal ganz schnell... Wer im Homeoffice arbeitet, kann sich leicht mal ablenken lassen. Wie es gelingen kann, von zu Hause aus konzentrierter zu arbeiten - und Pausen einzulegen.
Die Waschmaschine rattert während eines Calls, in der Mittagspause schnell ins Lieblingscafé um die Ecke und das bestellte Paket selbst annehmen, statt nach Feierabend in einer langen Schlange stehen: Von zu Hause aus zu arbeiten, hat viele Vorteile.
Kein Wunder also, dass das Homeoffice der Lieblingsort zum Arbeiten der 16- bis 24-Jährigen ist, wie eine Yougov-Umfrage 2023 ergab. Doch wie können wir unsere Arbeit im Homeoffice richtig organisieren und wie grenzen wir uns richtig ab?
Homeoffice ist ein Privileg
Laura arbeitet bei einer Unternehmensberatung vier Tage die Woche von zu Hause. Für sie sorgt das für eine gute Work-Life-Balance. Sie weiß aber auch, dass das ein Privileg ist. Viele ihrer Freundinnen könnten das nicht, etwa wenn sie im Einzelhandel arbeiten.
Der perfekte Tag im Homeoffice sieht für sie so aus: Nach dem Aufstehen erst mal eine Runde raus, dann einen Kaffee trinken und bei der Arbeit mit einer Aufgabe beginnen, auf die sie richtig Bock hatte.
Der Geburtstagskuchen fehlt
Was Laura außerdem mag: einen strukturierten Tag mit fester Mittagspause und klarem Feierabend. "Wenn ich weiß, dass ich dann zum Yoga kann und nichts mehr dazwischenkommt." Schwierig findet sie dagegen, tagelang monotone Aufgaben zu Hause zu erledigen. "Da würde es mich wohl motivieren, im Büro zu sitzen, wo alle produktiv am Tippen sind."
Sie mag es, von zu Hause zu arbeiten, aber der zwischenmenschliche Austausch fehlt Laura schon. Der Smalltalk zwischendurch, den Geburtstagskuchen einer Kollegin am Nachmittag.
"Es fällt eher schwer, den Laptop zuzumachen."
Yvonne Lott beschäftigt sich wissenschaftlich mit dem Arbeiten im Homeoffice. Sie leitet das Referat "Erwerbsarbeit im Wandel" bei der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Sie sagt: Studien zeigen, dass Beschäftigte sich im Homeoffice als produktiv wahrnehmen. Viele arbeiten zu Hause auch länger als im Büro: "Es fällt eher schwer, den Laptop zuzumachen."
Das Stichwort dafür: Grenzmanagement. Also die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit zu ziehen. "Manchen fällt das leichter, anderen schwerer", sagt Yvonne Lott. "Aber manche brauchen diese Grenze auch gar nicht so sehr."
No more Homeoffice: Viele Firmen holen ihre Angestellten zurück
Wir sind alle unterschiedlich. Manche finden es auch gut, wenig Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen zu haben. Vielen fehlt das aber schon. Yvonne Lott warnt deshalb davor, in eine "professionelle Isolation" zu rutschen. Auch wenn es Tools zum Austausch gibt, ein spontanes Gespräch an der Kaffeemaschine ist einfach was anderes.
Und wie geht das eigentlich in der Zukunft weiter? Immer mehr Konzerne und Firmen holen ihre Angestellten zurück in die Büros. Laut Yvonne Lott hat das mehrere Gründe: Einerseits kann es für Führungskräfte schwieriger sein, die Beschäftigen zu führen und eine gute Unternehmenskultur zu etablieren. "Aber es ist auch ein Teil von der Skepsis geblieben, dass man im Homeoffice eher faul ist und sich vor der Arbeit drückt", sagt sie.
Mehr zum Kampf um Arbeitszeiten im Homeoffice erfahrt ihr in dieser Folge von What the Wirtschaft?!
"Jeden Tag ins Büro zu kommen, wäre sehr ungewohnt für mich."
Für Laura wäre das übrigens keine Option. "Jeden Tag ins Büro zu kommen, wäre sehr ungewohnt für mich." Wegen Corona hat sie größtenteils digital studiert, sie kennt es kaum anders.
Manchmal ist Laura aber auch gestresst vom Homeoffice: Es gibt mehr Ablenkungen, "und zum Ausgleich muss ich dann doppelt produktiv sein und mich sofort zurückmelden, denke ich".
"Bitte nicht stören, ich arbeite"
Christine Kewitz ist Coach und berät Menschen in ihrem Job. Sie sagt: Alle können lernen, im Homeoffice gut klarzukommen. Sie rät zum Beispiel dazu, ähnliche Tätigkeiten zu bündeln. "Denn unser Gehirn muss immer wieder umschalten, wenn ich von einer Tätigkeit zur anderen übergehe." Also zum Beispiel erst alle E-Mails beantworten und sich dafür einen festen Block zu schaffen.
Dabei ist es wichtig, nach außen zu kommunizieren, dass man beschäftigt ist: sowohl für Kolleginnen und Kollegen, aber auch zu Hause, etwa in der WG. "Vielleicht hilft da ein Zettel an der Tür: Bitte nicht stören, ich arbeite."
Von Pause zu Pause planen
Zu Hause zu arbeiten kann auch dazu führen, dass man sich verfranst – dann ist plötzlich 13 Uhr und man hat noch nichts geschafft. "Ich finde es immer schön, wenn man von Pause zur Pause plant", sagt Christine Kewitz.
Und in der Zeit zwischen den Pausen wird dann produktiv gearbeitet – die Pause im Blick motiviert, die Aufgaben noch zu erledigen. Aber wichtig: Die Pausen dann auch einzuhalten, selbst wenn jemand anruft.
Auch im Büro ist man nicht immer erreichbar
Das kann aber zu einem schlechten Gewissen führen. Im Homeoffice haben viele das Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen, weil die anderen ja nicht sehen, weshalb ich gerade nicht erreichbar bin. Christine Kewitz findet, man solle das mit der Arbeit im Büro vergleichen – da ist man auch nicht immer am Platz, geht auf Toilette, spricht im Flur mit einem Kollegen.
Was helfen kann: sich am Abend zu vergegenwärtigen, was man alles geschafft hat. "Dann habe ich wirklich die Bestätigung: Das ist eine ganz schöne Menge", sagt Coach Christine Kewitz.
Arbeitsweg simulieren
Wenn sich jemand im Homeoffice schwertut, rät sie, einen festen Arbeitsplatz einzurichten – der auch noch ergonomisch gesund ist. Und wenn Feierabend ist, klappt man dann den Laptop zu, und dann ist auch Feierabend.
Was auch helfen kann: einen Arbeitsweg zu simulieren. Also morgens aus dem Haus und die Straße auf und ab gehen und dann im Homeoffice – und nicht zu Hause – ankommen. "Das ist gut, um die Trennung hinzubekommen."
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