"Alternativmedien" positionieren sich bewusst gegen die öffentlich-rechtlichen und andere renommierte Medien. Die Macher der oft rechtspopulistischen oder auch rechtsextremen Publikationen beanspruchen für sich, die Wahrheit zu verkünden. Zum Teil erreichen sie ein Millionenpublikum.

Besonders während der Coronapandemie und mit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine haben sie großen Zulauf erhalten: sogenannte "Alternativmedien", die ein Bild von der Realität zeichnen, das nicht auf Fakten basiert, sondern häufig in Verschwörungserzählungen begründet ist.

Um sich von den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und anderen etablierten Medienhäusern abzugrenzen, nutzen die Macher*innen der sogenannten "Alternativmedien" den Kampfbegriff "Mainstream-Medien", sagt Medienexperte Michael Borgers vom Deutschlandfunk. Diese "Mainstream-Medien" würden – als "Staatsorgane" – die "Propaganda" der deutschen Regierung verbreiten, die ganz bewusst bestimmte Dinge vertusche, so die Erzählung.

"Was durch die Bank alle für sich beanspruchen, ist: Wir sind diejenigen, die die Wahrheit verbreiten. Ganz anders als die – und jetzt verwende ich deren Kampfbegriff – 'Mainstream-Medien'."
Michael Borgers, Deutschlandfunk-Medienredaktion

Ursprünglich bezeichnete der Begriff "Alternativmedien" eher linke bis hin zu linksextremen Medien-Outlets wie zum Beispiel Indymedia, das vom Verfassungschutz als Verdachtsfall eingestuft wird, sagt Michael Borgers. Inzwischen werde die Bezeichnung aber eher genutzt, um das Spektrum der rechtskonservativ-populistischen bis hin zu gesichert rechtsextremen Medien-Plattformen zu beschreiben.

Experten sprechen von Populismus und Propaganda

Weil der Begriff "Alternativmedien" eben nicht klar definiert sei, raten einige Expert*innen eher dazu, von "populistischen Medien" oder "Propaganda-Medien" zu sprechen, um eine klarere Abgrenzung zu finden, führt Michael Borgers aus.

Als prominente Beispiele für rechtskonservative Medien nennt der Journalist unter anderem "Tichys Einblick", "Kontrafunk" und "Nius". An der Spitze der genannten Outlets stehen Männer, die früher für etablierte Medien gearbeitet haben. Zum Beispiel Roland Tichy, der früher für die Wirtschaftswoche tätig war, Burkhard Müller-Ullrich, der zuvor für den SWR und den Deutschlandfunk gearbeitet hat, und Julian Reichelt, der viele Jahre lang Bild-Chefredakteur war.

Als rechtsextreme Meinungsplattformen bezeichnet Michael Borgers zum Beispiel Compact, das viele Bahnhofsbuchhändler zurzeit aus ihrem Sortiment aussortieren würden. Die verkaufte Auflage von Compact liege bei gut 40.000. Außerdem nennt er den Verlag "Antaois" von Götz Kubitschek, der als Vordenker der "Neuen Rechten" und der AfD gelte. Die Zeitschrift, die er herausbringt, heißt "Sezession", in Österreich gebe es zudem das TV-Projekt "AUF1" (Alternatives Unabhängiges Fernsehen, Kanal 1), das noch vergleichsweise neu sei und auch den deutschen Markt erobern wolle.

"Viele 'Alternativmedien' sind Nischenprodukte, aber einige erreichen Zahlen wie Medien aus dem etablierten Spektrum."
Michael Borgers, Deutschlandfunk-Medienredaktion

Nicht die Zahlen der verkauften Magazine seien ausschlaggend für Medien wie Compact und Co., sondern die digitalen Flächen, die sie bespielten, sagt der Medienexperte. Wenn man alle Ausspielkanäle wie Social Media und Youtube zusammenrechnet, erreichen sie zum Teil ein Millionenpublikum, so Michel Borgers.

"Was viele sogenannte 'Alternativmedien' eint, ist eine Grundsympathie für die AfD und deren Vertreter. Sie richten sich gegen alles, was angeblich links oder grün oder woke ist."
Michael Borgers, Deutschlandfunk-Medienredaktion

Experten wie der Politikwissenschaftler Maik Fielitz vom Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft sehen in den populistischen und rechtsextremen Medien-Outlets eine große Gefahr. Denn sie seien ein Beispiel für eine alternative Geschichtsschreibung und könnten durch Fehlinformationen zur Radikalisierung von Menschen beitragen.

Shownotes
Rechtspopulismus
Die Agenda der sogenannten "Alternativmedien"
vom 11. März 2024
Moderation: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Michael Borgers, Deutschlandfunk-Medienredaktion