Beim SPD-Parteitag wurde viel geschrien. Schulz, Nahles & Co. - alle laut! Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Magdalena Bienert erklärt, ob Schreier überzeugen oder nicht.

Zuerst mal: Politiker schreien eigentlich nicht, sie rufen vielmehr. Wer schreit, wird nämlich schnell heiser, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Magdalena Bienert. Das Rufen ist bei Politikern eine bewusste Entscheidung und soll überzeugen.

"Überbetonung ist gar nicht gut. Die entlarvt den Laien unter den Rednern."
Magdalena Bienert, Deutschlandfunk Nova

Noch viel wichtiger, sagt sie, sei aber die Betonung. Wer nur monoton sein Anliegen vorbringe, überzeuge eben nicht. Als Zuhörer könne man auch gut anhand der Betonung erkennen, ob jemand gerade emotional geworden ist, oder ob er eine sachliche Info rüberbringen will: Wer emotional spricht, betont vorne im Satz. Wer sachlich engagiert spricht, betont im letzten Drittel.

  • Emotional: 
    "Hab ich nicht schon 100 Mal gesagt, wir müssen die Steuern senken!"
  • Sachlich:
    "Hab ich nicht schon 100 Mal gesagt, wir müssen die Steuern senken!"
  • Langweilig:
    "Hab ich nicht schon 100 Mal gesagt, wir müssen die Steuern senken!"

Politiker wollen beim Adressaten häufig Gefühle hervorrufen. Männer erreichen das per se ganz gut durch Lautstärke. Und sie sind von Natur aus im Vorteil, weil sie, auch wenn sie aufgeregt sind, meist noch eine tiefe und laute Stimme haben, sagt Magdalena Bienert. 

Dadurch klingen Männer oft kraftvoller als Frauen. Frauen sprechen dagegen mit einer höheren Stimme, wenn sie nervös sind. Und das wirkt oft weniger überzeugend und selbstsicher, erklärt Bienert.

"Eine entspannte Stimme wirkt. Wer entspannt redet, der lügt mich nicht an."
Isabel Garcia, Kommunikationstrainerin

Die Körperhaltung ist auch ein wichtiger Punkt. Männer sitzen nicht nur gern breitbeinig in der Bahn - sie stehen so oft auch auf der Bühne, wenn sie reden. Frauen neigen dagegen eher dazu, ein Stand- und ein Spielbein zu haben. Dann wippen sie hin und her oder überkreuzen die Füße.

Der feste Stand

All das verunsichert aber unseren Körper, weil er die ganze Zeit damit beschäftigt ist, die Balance zu halten. Wer dagegen einen festen Stand hat, kann sich entspannen und besser auf seine Rede konzentrieren.

Shownotes
Rhetorik
Lautstärke ist nicht alles
vom 08. Dezember 2017
Moderator: 
Thilo Jahn
Autorin: 
Magdalena Bienert, Deutschlandfunk Nova