Für manche klingelt der Wecker dann, wenn andere von der Arbeit nach Hause kommen. Mehr als 15 Prozent der Erwerbstätigen arbeiten in Deutschland in Schichten. Für unsere Gesundheit ist Schichtarbeit aber nicht unbedingt das beste Modell.

Nachts arbeiten und tagsüber irgendwie versuchen zu schlafen: In der Gastro, in der Pflege oder in Fabriken gehört Schichtarbeit zum Job. Für unseren Körper ist die Schichtarbeit, besonders der Nachtdienst oder ein regelmäßiger Wechsel aus Früh-, Spät- und Nachtschicht, belastend.

Eigentlich sind wir nicht dafür gemacht, sagt Schlafforscherin Christine Blume von der Universität Basel. "Wir arbeiten zu Zeiten, zu denen der Körper auf Schlaf gepolt ist, und versuchen zu schlafen, wenn die Physiologie eigentlich auf Wachsein ausgelegt ist."

"Schichtarbeit ist eine enorme Belastung für den Organismus."
Christine Blume, Schlafwissenschaftlerin, Universität Basel

In der Folge begünstigt Schichtarbeit verschiedenen Erkrankungen. In der Schlafambulanz betreut Christine Blume zum Beispiel Patient*innen, die von Schlafproblemen berichten, die mit der Schichtarbeit angefangen haben. Bei manchen von ihnen wird dann das sogenannte Schichtarbeitersyndrom diagnostiziert, das sind zirkadiane Schlaf-Wach-Rhythmusstörungen.

Das bedeutet: Die innere Uhr und der vorgegebene Tag-Nacht-Rhythmus gleichen sich nicht mehr ab. Durch den Wechsel wird der Schlafrhythmus gestört, wir sind stärker müde und können dann nicht schlafen, wenn wir es möchten.

"Dass Schichtarbeit ein Risikofaktor für verschiedene Erkrankungen ist, ist in vielen Studien mittlerweile gut belegt. Aus der Perspektive ist es natürlich auch ein gesellschaftliches Problem."
Christine Blume, Schlafwissenschaftlerin, Universität Basel

Eher krank durch Schichtarbeit

Andere Erkrankungen, die Schichtarbeit nachweislich begünstigt, sind Stoffwechselerkrankungen wie Übergewicht oder Diabetes Typ 2 und auch psychische Erkrankungen wie Depression - außerdem gibt es ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, die also Herz und Blutgefäße betreffen, und auch Krebs.

"Die Schichtarbeit ist aber immer ein Faktor unter mehreren, die zusammenkommen müssen, damit man krank wird", fügt die Schlafforscherin hinzu. Manche Menschen arbeiten ein Leben lang im Schichtdienst und bleiben gesund.

Dem Körper in der Schichtarbeit helfen

Was hilft, die Schichtarbeit weniger belastend zu machen, ist zum Beispiel ein Gespräch mit der Person, die den Dienstplan erstellt. Sie könnte etwa Schichtdienste so planen, dass die Beschäftigten immer in eine spätere Schicht wechseln. Also mit der Frühschicht beginnen, nach einer bestimmten Zeit in den Spätdienst wechseln und dann nachts arbeiten. Dieser Übergang ähnelt einer Verlängerung des Tages und hilft unserem Körper sich anzupassen, sagt Christine Blume. Es ist auch wichtig, mehrere Tage in einer Schicht zu arbeiten und die Arbeitszeiten nicht täglich zu wechseln.

Denkbar wäre auch, die Schichten nach den Chronotypen der einzelnen Mitarbeitenden zu vergeben. Stehen sie gerne früh am Morgen auf, könnten sie öfter den Frühdienst übernehmen und andersherum. Ob dieser Plan auch mit dem Privatleben kompatibel ist, ist aber noch mal eine andere Frage.

Shownotes
Tag-Nacht-Rhythmus
Schlafforscherin: "Für Schichtarbeit sind wir nicht gemacht"
vom 24. April 2022
Moderator: 
Basti Schmitt
Gesprächspartnerin: 
Christine Blume, Schlafwissenschaftlerin, Universität Basel