In den ersten Monaten unseres Lebens schlafen wir fast den ganzen Tag. Doch das ändert sich schnell. Sind wir erwachsen, schlafen manche von uns viel, andere weniger. Manche gehen früh ins Bett, andere bleiben gerne lange wach. Unser Alter macht etwas mit unserem Schlaf – und das hat sich die Wissenschaft genauer angeschaut.

Die größten Veränderungen passieren zu Beginn unseres Lebens: zwischen Geburt und Pubertät. In dieser Zeit entwickeln wir einen Tag-Nacht-Rhythmus und nach relativ kurzer Zeit schlafen wir dann auch hauptsächlich nachts. Nach und nach brauchen wir immer weniger Schlaf und gehen auch später ins Bett. Während ein Neugeborenes noch etwa 16 Stunden pro Tag schläft, sind es bei einem Kleinkind im Alter von sechs Monaten nur noch 13-14 Stunden. Schlaf ist äußerst wichtig für das Wachstum, erklärt Schlafforscherin Christine Blume.

"Wir wissen, dass der Schlaf wichtig ist für das Wachstum, die Reparatur von Gewebe und das Lernen – übrigens auch noch bei Erwachsenen."
Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel

Erst mit der Pubertät schlafen wir dann so viel, wie wir es als Erwachsene gewöhnt sind: zwischen sieben und neun Stunden. Nach dem Ende der Pubertät verändert sich der Schlaf zwar immer noch, aber viel langsamer.

Schlaf: Wie viel – und wann?

Aber nicht nur, wie viel wir schlafen, verändert sich im Laufe des Lebens, sondern auch unser Chronotyp – also wann wir schlafen: Studien haben gezeigt, dass wir im frühen Erwachsenenalter Richtung Eule tendieren. Wir gehen also spät schlafen und stehen auch spät auf. Maximal spät ist unser Chronotyp (je nach Studie) etwa zwischen unserem 15. und 20. Lebensjahr.

"Junge Männer sind übrigens häufig noch stärkere Eulen als junge Frauen, gehen also noch später schlafen und stehen dementsprechend auch später auf."
Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel

Tatsächlich versucht Christine Blume sogar, ihre Lehrveranstaltungen an der Uni Basel nicht zu früh in den Morgen zu legen. Denn sie weiß: So eine frühe Zeit ist für die Studierenden besonders hart.

Ältere Menschen schlafen gar nicht weniger – sie machen oft tagsüber ein Nickerchen

Im Laufe des Lebens verschiebt sich der Chronotyp aber langsam wieder nach vorne. Wir werden immer mehr zu Misch- oder Frühtypen. Wenn wir auf ältere Menschen blicken, dann wird häufig behauptet, sie bräuchten weniger Schlaf. Eine Befragung aus dem Jahr 2021 hat allerdings gezeigt: Ältere Menschen schlafen ähnlich viel wie jüngere, aber der Schlaf verteilt sich über den Tag. Sie machen zum Beispiel ein Nickerchen am Nachmittag und schlafen dafür in der Nacht etwas weniger. Das könnte zum Beispiel daran liegen, dass sie nicht mehr arbeiten müssen und sich ihre Zeit freier einteilen können.

In dieser Folge Über Schlafen sprechen Schlafforscherin Christine Blume und Moderatorin Ilka Knigge auch darüber, in welcher Phase unseres Lebens wir den tiefsten Schlaf haben und warum wir so schnell lernen, dass die Nacht zum Schlafen da ist.

Wir freuen uns über euer Feedback und Themenvorschläge an ueberschlafen@deutschlandfunknova.de.

Shownotes
Schlaf und Alter
Wie sich unser Schlaf im Laufe des Lebens verändert
vom 21. November 2023
Moderatorin: 
Ilka Knigge
Gesprächspartnerin: 
Dr. Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel
    Unsere Quellen:
  • Chronobiologie: Verschlafene Jugendliche (Carolin Reichert und Christian Cajochen)
  • de Weerd, A. W., et al. (2003). The development of sleep during the first months of life. Sleep Medicine Reviews, 7(2).
  • Friedrich, M., et al. (2015). Generalization of word meanings during infant sleep. Nature Communications, 6(1).
  • Kocevska, D., et al. (2021). Sleep characteristics across the lifespan in 1.1 million people from the Netherlands, United Kingdom and United States: a systematic review and meta-analysis. Nature Human Behaviour, 5(1).
  • Ohayon, M. M., et al. (2004). Meta-Analysis of Quantitative Sleep Parameters From Childhood to Old Age in Healthy Individuals: Developing Normative Sleep Values Across the Human Lifespan. Sleep, 27(7).
  • Randler, C., et al. (2017). From Lark to Owl: developmental changes in morningness-eveningness from new-borns to early adulthood. Scientific Reports, 7(1).
  • Roenneberg, T., et al. (2007). Epidemiology of the human circadian clock. Sleep Med Rev, 11(6).
  • Simpkin, C. T., et al. (2014). Chronotype is associated with the timing of the circadian clock and sleep in toddlers. Journal of Sleep Research, 23(4).
  • Spencer, R. M. C., et al. (2022). Contributions of memory and brain development to the bioregulation of naps and nap transitions in early childhood. Proceedings of the National Academy of Sciences, 119(44).
  • Urbanek, J. K., et al. (2018). Epidemiology of objectively measured bedtime and chronotype in US adolescents and adults: NHANES 2003–2006. Chronobiology International, 35(3).