Während in Deutschland noch über Dieselfahrverbote und Feinstaub-Grenzwerte diskutiert wird, ist Auto-Smog in anderen Teilen der Welt kein Thema mehr. In Singapur zum Beispiel.
Feinstaub ist in Singapur kein Problem mehr. In dem Stadtstaat sind die Straßen nicht mehr von Autos verstopft und es gibt nur noch wenig Staus – weniger als in deutschen Städten, sagt Holger Senzel, ARD-Korrespondent in Singapur.
Den Autofahrern das Leben so schwer wie möglich machen
Ein wichtiger Grund: Singapur hat seinen Bürgerinnen und Bürgern einfach verboten, neue Autos anzumelden – solange kein altes abgemeldet wird: Die kommenden drei Jahre soll es keine zusätzlichen Zulassungen geben.
"Die Lösung ist schlicht: erst mal weniger Autos. Und das hat Singapur ganz clever und ganz brachial gelöst."
Den Autofahrern soll das Leben so unerträglich wie möglich gemacht werden, sagt Holger Senzel: Die Zulassung eines neuen Autos kann schätzungsweise circa 80.000 Dollar kosten. Dieses Geld werde in den öffentlichen Nahverkehr gesteckt.
Selbst, wenn Zulassungen frei werden, appelliert Singapur an die Menschen, andere Fortbewegungsmittel, wie die U-Bahn oder das Fahrrad, zu nutzen. Wissenschaftler der Uni Singapur arbeiten außerdem an einem Projekt, das zum Beispiel selbstfahrende Elektrobusse auf die Straße bringen will. Es gibt auch Hybridbusse, die schon fahren, sagt Holger Senzel. Die Taxis seien ebenfalls größtenteils mit Hybridmotoren ausgestattet.
Auch der öffentliche Nahverkehr ist anders als in Deutschland: Die U-Bahnen sind pünktlich und verlässlich, die Stationen sehr sauber und es darf nicht gegessen oder getrunken werden. Und falls es doch jemand tut, drohen Geldstrafen um die 500 Dollar, so Holger Senzel. Ergänzt wird das U-Bahn-System durch ein Bussystem.
"Die wenigen Autofahrer bezahlen für den öffentlichen Nahverkehr."
Besonders wichtig: Die Tickets sind billig. Das können sie auch sein, denn finanziert wird der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs von den noch vorhandenen Autofahrern.
Das Ziel: ein autofreies Singapur
5,6 Millionen Menschen leben in Singapur – das sind dreimal so viele Einwohner wie in Hamburg. Mittlerweile kommt auf zehn Einwohner im Stadtstaat ein Auto. Die Schritte der Regierung wirken also. Langfristig will Singapur sogar autofrei werden. Dann sollen nur noch Elektrobusse und Taxis erlaubt sein.
"2030, spätestens 2035, soll Singapur autofrei werden. Das heißt, es dürfen dann nur noch Taxis fahren und Busse – und die möglichst elektrisch. Weil sie keinen Feinstaub mehr erzeugen."
Das können wir für den deutschen Straßenverkehr lernen
Die Bundesrepublik Deutschland und der Stadtstaat Singapur sind in vielen Aspekten nur schwer zu vergleichen: Denn weil Singapur autoritär regiert wird, ist es dort auch viel einfacher, Dinge durchzusetzen, sagt Holger Senzel.
"Wenn der Staat der Meinung ist: ‚"Es reicht, es gibt genug Autos', dann macht er das. Und dann sagen die Leute auch: 'Wir finden das gut'."
Trotzdem könnten wir verschiedene Aspekte der Verkehrspolitik in Singapur auch für Deutschland anwenden: den Nahverkehr verbessern zum Beispiel. Und auch, Autos aus der Stadt zu verbannen oder den Zugang zu beschränken – zumindest so weit es geht. Dabei bringe es nichts, Diskussionen über einen kostenfreien öffentlichen Verkehr zu führen, wenn dieser noch nicht zuverlässig sei, sagt Holger Senzel. Denn am Ende müssten die Bürgerinnen und Bürger wissen, dass sie mit diesem Verkehrsmittel auch pünktlich ankommen.
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