Die europäischen Staaten haben ihre Waffenimporte zwischen 2019 und 2023 fast verdoppelt, sagt das schwedische Friedensforschungsinstitut Sipri. Ein Grund ist der Krieg in der Ukraine. Die USA sind laut des Berichts der mit Abstand größte Waffenexporteur.

Ein Bericht des Stockholm International Peace Research Institute (Sipri) macht deutlich, dass seit 2019 deutlich mehr Waffen nach Europa importiert werden. Bis 2023 – diesen Zeitraum untersuchten die Sipri-Friedensforschenden – verdoppelte sich der Bedarf an Panzern, Kampfjets und U-Booten beinah. Größter Abnehmer der Waffen ist die Ukraine, was angesichts des russischen Angriffs 2022 nicht verwunderlich ist, meint Jakob Vogel aus den Deutschlandfunk-Nova-Nachrichten.

"Größter Waffenimporteur in Europa ist nach Zahlen die Ukraine. Das wundert nicht, angesichts des russischen Angriffskriegs auf das Land."
Jakob Vogel, Deutschlandfunk Nova

Fast ein Viertel aller europäischen Waffeneinfuhren, die Sipri auflistet, gingen in die Ukraine – das meiste in den vergangenen zwei Jahren. Sipri-Mitarbeiter Pieter Wezemann erklärt, "dass die Wahrnehmung in Europa bezüglich der russischen Bedrohung in den vergangenen zehn Jahren förmlich explodiert ist". Sämtliche europäischen Staaten seien zu dem Schluss gekommen, dass sie ihre militärischen Kapazitäten ausbauen müssen.

Da die meisten Länder in Europa keine eigene umfassende Rüstungsindustrie besitzen, müssen sie Waffen kaufen und importieren, so Wezemann. Bei der russischen Aggression sei nach wie vor kein Ende in Sicht – daher würden die Zahlen der Waffenimporte in Europa aller Voraussicht nach weiter nach oben gehen.

Frankreich verdrängt Russland von Platz zwei

Hauptexporteur für Kriegsgeräte sind laut des Berichts die USA, gefolgt von Frankreich, das seine Waffenverkäufe enorm steigern konnte und die bisherige Nummer zwei – Russland – auf Platz drei verwies. Die Exporte aus Russland sind massiv eingebrochen – 53 Prozent weniger Waffen wurden in den fünf zurückliegenden Jahren in andere Länder exportiert. Die Gründe: Der russische Eigenbedarf ist durch die Kampfhandlungen in der Ukraine massiv gestiegen. Das ist auch der Grund, weshalb weniger Länder russisches Gerät einkauften: Gerade mal zwölf Länder besorgten sich 2023 in Russland Waffen.

"Zahlreiche Länder haben entschieden, in Frankreich zu kaufen statt in Russland", so Sipri-Mitarbeiter Pieter Wezemann. "Das kann sowohl politische als auch technische Gründe haben. China beispielsweise ist inzwischen in der Lage, seine eigenen Waffen in zufriedenstellender Qualität zu produzieren, und hat keinen Bedarf mehr an russischen Importen."

Waffenexporte: Deutschland auf Platz 5

Deutschland ist weltweit der fünftgrößte Waffenexporteur. Deutsches Kriegsmaterial gelangt außerhalb der Grenzen Europas bis nach Israel, Ägypten oder Singapur. Allerdings sind die deutschen Waffenexporte innerhalb des von Sipri betrachteten Zeitraums gegenüber denen von vor 2019 sogar zurückgegangen – um 14 Prozent.

Trotzdem ist Deutschland, (auch) was die Waffenlieferungen betrifft, einer der wichtigsten Partner für die Ukraine: Fast 40 Prozent der Waffenlieferungen an die Ukraine kamen im untersuchten Zeitraum aus den USA, direkt dahinter folgen die Lieferungen aus Deutschland (14 Prozent) und Polen (13 Prozent).

"Die USA sind unangefochten Waffenexporteur Nummer eins – sie stehen für 42 Prozent aller Waffenlieferungen auf dem Globus."
Jakob Vogel, Deutschlandfunk Nova

Mit 42 Prozent aller Waffenlieferungen sind die USA der mit Abstand größte Waffenlieferant weltweit. 107 Länder belieferten sie in den letzten fünf Jahren mit Kampfjets, Drohnen, Panzern oder U-Booten.

Info: Unser Bild zeigt einen Gepard-Flugabwehrpanzer mit seiner Besatzung in einer Stellung östlich von Odessa in der Ukraine. Der von Deutschland gelieferte Panzer wird hier zur Abwehr von feindlichen Drohnen, Flugzeugen oder Hubschraubern eingesetzt.

Shownotes
Neuer Sipri-Bericht
Waffenimporte in Europa haben sich fast verdoppelt
vom 11. März 2024
Moderation: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartner: 
Jakob Vogel, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichten