Vor vier Jahren hat die chinesische Regierung der Luftverschmutzung den Krieg angesagt. Auch wenn es sichtbare Erfolge gibt, ist der Kampf gegen den Smog noch längst nicht gewonnen.

Axel Dorloff ist unser Korrespondent in China. Er lebt und arbeitet in Peking. In der Hauptstadt der Volksrepublik leben rund 21 Millionen Menschen, im ganzen Land 1,3 Milliarden. Ein Land mit wachsender Wirtschaft, das daher einen scheinbar unstillbaren Energiebedarf hat. 

Morgens checkt Axel Dorloff erst mal seine App, die ihm die Luftverschmutzungswerte anzeigt. Ob er die Fenster öffnet, um bestenfalls frische Luft reinzulassen, ob er joggen geht, oder ob er eine Atemmaske aufsetzt, wenn er aus dem Haus geht oder es lieber erst gar nicht verlässt - all das entscheidet er mit einem Blick auf seine App. In jedem Raum in dem Axel Dorloff lebt oder arbeitet, steht mindestens ein Luftfilter. 

"Wir haben gerade heute wieder einen ziemlich miesen Smog-Tag mit der zehnfachen Überschreitung des Grenzwertes der Weltgesundheitsorganisation."
Axel Dorloff, Deutschlandfunk-Nova-Korrespondent in Peking
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Die chinesische Regierung hat 2014 der Luftverschmutzung nicht nur den Kampf angesagt, sondern gleich den Krieg. Seitdem sind viele Maßnahmen umgesetzt worden. Vor allem die Schwerindustrie, Eisen-, Stahl-, Aluminium- und Zementfabriken, sind für 50 Prozent der Feinstaubbelastung im Land verantwortlich. 

Daher wurde im vergangenen Winter ein Aktionsplan für Nordchina umgesetzt - einer Region, in der viele Fabriken zu finden sind. Die Produktion der Industrieanlagen wurde gedrosselt und die Auflagen wurden verschärft. Der Einbau von speziellen Luftfiltern wurde zum Beispiel vorgeschrieben. 

"Es gab Regionen, auch um Peking herum, wo Leute über Wochen gefroren haben, weil die einfach gnadenlos die Kohleöfen rausgerissen haben, um die Luftverschmutzungswerte zu verbessern."
Axel Dorloff, Deutschlandfunk-Nova-Korrespondent in Peking

Auch die Privathaushalte haben den Aktionsplan zu spüren bekommen: Drei Millionen Privathaushalte wurden radikal umgerüstet. Die Kohleöfen sollten raus. Weil die Versorgung mit Ersatzlösungen mit Gas nicht überall funktioniert hat, konnten manche Menschen dann, über Wochen gar nicht mehr heizen. Der Senkung der Feinstaubwerte hat es geholfen, zum Preis, dass einige Hunderttausend Menschen frieren mussten. 

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Auch wenn kurzfristig eine Verbesserung bei den Luftverschmutzungswerten zu sehen ist, ist der Kampf noch lange nicht gewonnen, sagt Deutschlandfunk-Nova-Korrespondent Axel Dorloff. Zwar geht die Regierung deutlich transparenter mit Messwerten zur Luftverschmutzung um. Beispielsweise gibt es über ganz Peking verteilt viele Messstationen, deren Werte jeder mit einer App einsehen kann. 

Messbarer Erfolg im Kampf gegen Feinstaub-Verschmutzung

Und auch die Zwischenergebnisse sind durchaus vorzeigbar: Seit 2014 sind die Feinstaubwerte in den 74 größten Städten und Metropolenregionen um rund ein Drittel gefallen - dabei geht es immer um den Feinstaub der Kategorie 2,5 – die Feinstaubpartikel, die kleiner sind als 2,5 Mikrometer. 

Allerdings endet der Winteraktionsplan für Nordchina demnächst und die Industrie steigert langsam wieder ihre Produktion. Für Peking sind in nächster Zeit wieder erhöhte Smog-Werte angesagt, die die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vorgeschrieben Werte um ein zehnfaches übersteigen.

China will unabhängig von Kohle werden

Das Land hat eine wachsende Wirtschaft und damit einen steigenden Energiebedarf, der letztendlich eine Verschlechterung der Luft mit sich führt. Was die Energiepolitik angeht, will sich das Land von der Kohlenutzung verabschieden - allerdings kann es noch lange dauern, bis sich das umsetzen lässt. 

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Mehr zum Thema Smog und Feinstaub: 

Shownotes
Smog
Immer noch kein Durchatmen in Peking
vom 22. März 2018
Moderatorin: 
Tina Kießling
Gesprächspartner: 
Axel Dorloff, Deutschlandfunk-Nova-Korrespondent in China