Wie viele Frauen lassen ihre Eizellen einfrieren? Genaue Zahlen für Deutschland gibt es nicht - aber Kinderwunschzentren melden auf unsere Nachfrage ein gestiegenes Interesse für das Social Freezing.

Als das erste Mal über Social Freezing gesprochen wurde, haben sich ziemlich viele empört. Etwa nach dem Motto: "Waaaaas! Frauen lassen ihre Eizellen einfrieren um erst Karriere zu machen und später Kinder zu kriegen!?" Eine Kritik: Dies sei irgendwie unethisch. 

Inzwischen wird das Social Freezing in vielen Ländern angeboten und wahrgenommen - auch in Deutschland. An genaue Zahlen zu kommen, ist schwer, da es hier keine offiziellen Statistiken gibt. 

Nur wenige Frauen lassen ihre Eizellen auftauen

Die Auswertung von Daten eines belgischen Anbieters hatte zuletzt ergeben, dass auf die eingefrorenen Eizellen nur selten zurückgegriffen wird. Nur 7,6 Prozent der Kundinnen hätten bisher veranlasst, die Eier wieder aufzutauen, zu befruchten und sich für eine Schwangerschaft einsetzen zu lassen, berichtete Michel De Vos vom Zentrum für Reproduktionsmedizin in Brüssel. Nur ein Drittel dieser Versuche sei erfolgreich gewesen.

Die Chance auf eine Schwangerschaft sinkt mit zunehmendem Alter der Frauen

Wichtig ist es, viele Eizellen einzufrieren, damit überhaupt eine realistische Chance besteht, schwanger zu werden. Die Gynäkologin und Reproduktionsmedizinerin Katrin van der Veen rechnet die Erfolgsquoten vor: Sie liegen zwischen 2 bis 9 Prozent pro Eizelle.

"Pro Eizelle liegen die Chancen auf eine Schwangerschaft so bei 8 bis 9 Prozent, wenn die Patientin unter 35 ist. Wenn die Patienten über 40 ist, bei 2 bis 3 Prozent pro Eizelle.
Katrin van der Veen, Gynäkologin und Reproduktionsmedizinerin über die Chancen, mit Social Freezing schwanger zu werden

Pia rechnet sich ganz gute Chancen aus, später einmal ein Kind zu bekommen. Sie ist 31 Jahre alt und hat mit Ende 20 Eizellen einfrieren lassen. Je jünger die Frauen sind, desto qualitativ hochwertiger sind die Eizellen, sagt Katrin van der Veen. 

Der Grund für die Entscheidung zum Social Freezing ist bei Pia "einfach eine mathematische Rechnung."

"Wenn man als Frau mit Mitte/Ende 20 mit dem Studium fertig bist und die doch mal in die Wirtschaftswelt traust, so wie ich das getan habe, wird es halt spannend wenn du Anfang/Mitte 30 bist."
Pia, 31 Jahre alt, hat Eizellen entnehmen und einfrieren lassen

Pia sagt, es würde sich nicht richtig anfühlen, zu einem Zeitpunkt, wo es im Job interessant wird, die Entscheidung zu treffen ein Kind zu bekommen, nur weil die biologische Uhr tickt.

Vielen Frauen fehlt der richtige Partner

Die Karriere ist einer von vielen Gründen, warum Frauen Eizellen einfrieren lassen. Forscher aus Amerika und Israel haben herausgefunden, dass Karriere in den seltensten Fällen der Grund ist. Viel häufiger entscheiden sich Frauen für das Social Freezing, weil ihnen der richtige Partner fehlt. 

5000 Euro für die Eizellen-Entnahme

Auch wenn die Schwangerschaftsquote beim Social Freezing gering ist: Frauen, die ihre Eizellen einfrieren lassen, meinen es ernst. Denn dieses Verfahren ist ziemlich teuer. Und Pia musste sich drei Wochen lang Hormone spritzen, damit die Eierstöcke viele Eizellen reifen lassen. Allein die Entnahme hat 5000 Euro gekostet - bei manchen Frauen reicht ein Termin nicht aus. In der Folge kommen dann noch 300 bis 500 Euro pro Jahr für die Lagerung dazu, genauso wie die Kosten für die künstliche Befruchtung.  

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Shownotes
Eizellen einfrieren
Interesse an Social Freezing gestiegen
vom 13. September 2018
Moderator: 
Paulus Müller
Gesprächspartner: 
Benni Bauerdick, Deutschlandfunk Nova