Mit der neuen Statusfunktion kopiert Whatsapp, das zu Facebook gehört, offensiv Snapchat. Wir fragen uns: Dürfen die das überhaupt? Und kann sich Snapchat langfristig gegen Whatsapp und Facebook behaupten?

Wo früher bei Whatsapp die Kontakte in einer Liste auftauchten, findet ihr jetzt den Statusbereich. Wie bei Snapchat können User da kurze Videos hochladen oder Bilder mit Emojis verzieren und posten. Der Clou an der Sache: Nach 24 Stunden verschwindet das alles wieder. Damit kopiert Whatsapp eine Funktion, die sich eigentlich Snapchat ausgedacht hatte. Gleichzeitig ist das eine Ansage von Facebook- und Whatsapp-Chef Mark Zuckerberg an Snapchat und dessen Gründer Evan Thomas Spiegel.

Links Evan Thomas Spiegel, Gründer von Snapchat, rechts Mark Zuckerberg von Facebook.
© dpa
Evan Thomas Spiegel (links) wird dieses Jahr 27 und hat Snapchat gegründet. Mark Zuckerberg ist sechs Jahre älter und Chef von Facebook. Die 158 Millionen Snapchat-User sind für Facebook (1,8 Milliarden Nutzer) eigentlich Peanuts, trotzdem sagt Zuckerberg Snapchat den Kampf an.

Snapchat hat gerade mal 158 Millionen Nutzer. Zum Vergleich: Facebook hat 1,8 Milliarden. Trotzdem ist Snapchat ein Konkurrent für Mark Zuckerbergs Unternehmen. In den vergangenen Jahren sind vor allem Netzwerke und Apps gewachsen, die aus dem Hause Facebook stammen: Instagram, Whatsapp, Facebook und der Facebook-Messenger. Snapchat ist eine Ausnahme - und damit ein ernst zu nehmender Konkurrent für Facebook. Jeder zweite US-Amerikaner unter 35 nutzt Snapchat. Genau auf diese junge Zielgruppe hat Facebook es auch abgesehen.

Hinzu kommt: Snapchat bereitet gerade seinen Börsengang vor und will eine Bewertung von 20 Milliarden Dollar erreichen. So viel Geld hat Facebook vor zwei Jahren für Whatsapp gezahlt. Über einen Kauf von Snapchat hat Mark Zuckerberg wohl auch schon nachgedacht. Evan Thomas Spiegel hat ihn allerdings abblitzen lassen, sagt DRadio-Wissen-Reporter Daniel Fiene.

"Die Snapchat-Euphorie in der Öffentlichkeit, aber auch in der deutschen Szene ist etwas verflogen. Viele sind zu Instagram gewechselt, weil sie dort eben mehr Leute erreichen."
Daniel Fiene, DRadio Wissen

Die Folge: Instagram und Whatsapp kopieren mit Stories und Status einfach Kernfunktionen von Snapchat. Und Daniel Fiene vermutet, dass Facebook künftig Medieninhalte so ähnlich anzeigen wird, wie Snapchat das zurzeit mit seiner Discoverfunktion tut. Dass Unternehmen sich im Silicon Valley gegenseitig kopieren, ist üblich, sagt Daniel.

Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

"Im Silicon Valley gewinnt nicht der mit der besten Idee oder mit der perfekten Umsetzung, sondern wer die meisten Nutzer mit seiner Umsetzung erreicht."
Daniel Fiene, DRadio Wissen

Snapchat reagiert darauf bislang ziemlich ruhig, sagt Daniel Fiene. Das könnte damit zu tun haben, dass das Unternehmen erstmal den Börsengang geregelt über die Bühne bringen möchte. Schließlich steht einiges auf dem Spiel: Spiegel hat Zuckerbergs Angebot ausgeschlagen, also muss der Börsengang sitzen. Die ganz große Euphorie in Sachen Snapchat ist mittlerweile wieder verflogen. Viele Nutzer konzentrieren sich wieder auf Instagram, weil sie dort mehr Follower erreichen.

Was bringt die Zukunft? VR-Brillen?

Darum schaut sich Snapchat-Gründer Evan Thomas Spiegel auch schon nach dem nächsten größten Ding um. Und das könnte ausnahmsweise mal Hardware sein. Und zwar in Form der Datenbrille Spectacles, die schick und erschwinglich ist und erstmal nur filmt. Snapchat hat er darum auch in Snap Inc. umbenannt. Ein Indiz dafür, dass wir in Zukunft noch mehr Hardware von dem Unternehmen erwarten können.

Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

  • Moderator: Thilo Jahn
  • Gesprächspartner: Daniel Fiene, DRadio Wissen