Fremde Menschengruppen nehmen wir als negativ wahr, weil schlechte Eigenschaften einfacher zu unterscheiden sind als gute, haben Forscher der Universität Köln herausgefunden. Die gute Nachricht: Wir können dem entgegenwirken.
Dass wir andere Gruppen tendenziell eher negativ wahrnehmen, hat viele Ursachen, die zusammenwirken, erklärt der Kölner Sozialpsychologe Hans Alves: Emotionale Motive wie Angst können dazu gehören genauso wie egoistische, sich selbst oder die eigene Gruppe überhöhen zu wollen.
Die Suche nach Unterschieden führt zur Ablehnung von Fremden
Ein Grund liegt aber auch in einem ganz grundsätzlichen menschlichen Wahrnehmungsmechanismus, haben er und seine Kollegen vom Social Cognition Center Cologne in Experimenten herausgefunden: Ein Prinzip, wie wir uns neuartige Dinge, Menschen oder Gruppen anschauen ist, so Hans Alves, dass wir auf deren Unterschiede zu uns schon Bekanntem gucken.
"Wir fokussieren auf die Unterschiede. Das ist etwas ganz Natürliches und etwas, was man immer macht."
Das passiere ganz automatisch. Diese Unterschiede seien häufig negative Eigenschaften, denn die seien diverser als positive. "Das führt dazu, das negative Eigenschaften besonders geeignet sind dafür, Individuen und Gruppen auseinanderzuhalten", erklärt Alves das Dilemma, "Wenn ich auf die Unterschiede zwischen Personen schaue, schaue ich mehr oder weniger automatisch auf negative Eigenschaften und blende die Gemeinsamkeiten aus – und da verbergen sich vor allem die positiven Eigenschaften."
Der Ablehnung von Fremdgruppen entgegenwirken
Das heißt aber nicht, dass wir der Entstehung von Fremdenangst oder Ressentiments hilflos ausgeliefert sind. Hans Alves ist der Ansicht, dass das Wissen darum, dass man als Fremder oder Fremdgruppe mit einem Nachteil in der Wahrnehmung der anderen startet, helfen kann. Wir können gegensteuern, meint er, indem wir bewusst darauf schauen, was wir mit Fremden gemeinsam haben. Und: indem wir uns näher kennenlernen - dabei entdecken wir dann nämlich auch Gemeinsamkeiten.
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